Jede Zehnte erfährt Gewalt

DUNKELFELD Gewalt in Beziehungen und in der Familie kommt in Niedersachsen häufiger vor als befürchtet. Das zeigt eine Studie

Fast jede zehnte Frau in Niedersachsen ist im Jahr 2012 mindestens einmal Opfer häuslicher Gewalt geworden. Bei den Männern lag die Zahl der Opfer mit 6,1 Prozent deutlich niedriger. Das geht aus der in Hannover veröffentlichten Dunkelfeldstudie des Landeskriminalamtes hervor, bei der sich mehr als 14.000 Männer und Frauen auch zu Gewalt hinter der eigenen Wohnungstür äußerten. „Jede Form von häuslicher Gewalt ist inakzeptabel“, sagte Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD). Jährlich würden 30.000 Frauen in Niedersachsen Schutz und Beratung in Frauenhäusern, bei Gewaltberatungsstellen sowie Interventionsstellen suchen.

Der Studie zufolge sind Frauen mit ausländischen Wurzeln häufiger Opfer (13,1 Prozent) als Frauen ohne Migrationshintergrund (8,9 Prozent). Am stärksten sind die jungen Frauen bis 29 Jahre betroffen (26,8 Prozent). Zudem seien Frauen in kleinen Wohnorten eher von Gewalt in der Partnerschaft betroffen (9,4) als in Großstädten (8,1).

Inwiefern auch Kinder von häuslicher Gewalt betroffen sind, konnte in der Studie nicht geklärt werden, da die jüngsten Befragten 16 Jahre alt waren. Jedoch habe sich gezeigt, dass sowohl Frauen als auch Männer, die in Haushalten mit Kindern leben, häufiger Opfer von Partnergewalt wurden (10 Prozent) als solche in Haushalten ohne Kinder (6,9 Prozent).

Alkoholkonsum spielt eine besondere Rolle: 44,4 Prozent der Opfer berichteten, dass die Täter angetrunken gewesen seien, insbesondere sehr schwere körperliche Gewalt erfolgte unter Alkoholeinfluss (69,4 Prozent).  (dpa)