Im Club der jahrelangen Manipulation

SKANDALE Wer einen Autopreis nach Gutdünken vergibt, hat noch mehr Dreck am Stecken. Bilanz der Hybris eines mächtigen Vereins

BERLIN taz | Der Anfang vom derzeitigen Niedergang des ADAC begann Mitte Januar: Soeben hatte der mächtige Autofahrerclub noch gemeldet, die Deutschen hätten den neuen VW Golf zum Lieblingsauto gewählt, da berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass die Wahl manipuliert worden sei. Der Verein wies das damals zurück und sprach von haltlosen Unterstellungen.

Aber die Wahrheit, die nach und nach ans Licht kam, war für den Verein noch schlimmer. Denn dieser Autopreis war jahrelang manipuliert worden. Der Preis war kein Pipifax – sondern für die beteiligten Autokonzerne jeweils ein willkommener Anlass, die Werbetrommel zu rühren. Für sie hatte der Preis nun jede Glaubwürdigkeit verloren. Ebenso der ADAC, bei dem in der Folge weitere Affären publik wurden nach dem Motto: Wer so gravierend manipuliert, hat noch mehr Dreck am Stecken.

Und so tauchten auf: Funktionäre, die Rettungshubschrauber der Einsatzreserve privat nutzten; Zweifel an Testergebnissen und dem Steuergebaren des Vereins; Pannenhelfer, die liegen gebliebenen Autofahrern überteuerte Batterien andrehen sollten. Und fragwürdig schien nun endlich auch, dass der Club Produkte wie Autokindersitze verkaufte, obwohl er sie gleichzeitig testet – unabhängig und als Service für die Verbraucher.

Zudem dauerte es quälend lange, bis der Autofahrerverein personelle Konsequenzen zog – und nicht nur der Kommunikationschef Michael Ramstetter, sondern auch Präsident Peter Meyer und Geschäftsführer Karl Obermair ihren Hut nehmen mussten.

Für den ADAC-Kritiker und Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ist die ADAC-Krise noch längst nicht ausgestanden. Die versprochene Transparenz beim ADAC bleibe aus. „Offensichtlich fehlt der Wille, wirkliche Änderungen durchzuführen“, kritisiert Dudenhöffer. ROT