Nächte in Kuba und Argentinien

FILMREIHE Fußball-WM sei Dank interessieren sich derzeit auch Kinogänger für Lateinamerika und das nutzt dem Kino im Künstlerhaus in Hannover

Jetzt eine Filmreihe „Panorama Lateinamerika“ zu veranstalten, ist geschickt. Das deutsche Publikum interessiert sich selten so für Lateinamerika wie in den Tagen dieser Fußballweltmeisterschaft. Nur schade, dass die Programmmacher die Filme nicht gemäß des Spielplanes ausgewählt haben. Es gibt genug interessante Filme aus Brasilien, Mexiko, Chile und Uruguay. Auch aus Puerto Rico hätte sich sicher noch eine Dokumentation finden lassen. Stattdessen ist die Auswahl auf zwei Filme aus Argentinien und drei aus Kuba beschränkt.

Die ausgewählten Filme gehören zum Repertoire der Kommunal- und Programmkinos und sind eher unterhaltsam als künstlerisch ambitioniert. So nutzt Gabriela David in ihrem Debütfilm „Taxi – eine Nacht in Buenos Aires“ (heute, 16 Uhr) dramaturgisch geschickt den modern-mythischen Ort eines Taxis, um prägnante Momentaufnahmen von der sozialen Realität Argentiniens einzufangen.

David erzählt von dem Kleinkriminellen Esteban, der sich darauf spezialisiert hat, Taxis zu klauen. Für ein paar Stunden spielt er dann Taxifahrer und verdient so ein paar Pesos. Doch in dieser Nacht sucht eine junge Frau mit einer schweren Schusswunde Zuflucht in dem von ihm gestohlenen Wagen und es entwickelt sich ein atmosphärisch dichtes Drama.

Gezeigt wird auch „Süden – Sur“ von Fernado E. Solanas, ein langes Klagelied über die Militärdiktatur in den 80er-Jahren (9. 7., 17.30 Uhr; 10. 7., 15.30 Uhr). Da er von Argentinien erzählt, ist sein musikalisches Medium der Tango. Meister wie Astor Piazolla haben gemeinsam den Soundtrack eingespielt und dazu traumwandelt ein Mann durch die Nacht, der gerade nach fünf Jahren Haft freigelassen wurde und sich in poetischen Visionen an die erlittenen Torturen erinnert.

„Eine Nacht in ...“ ist bei deutschen Filmverleihern ein beliebter Titelbaustein. „Eine Nacht in Havanna“ von Lucy Mulloy hat immerhin den Originaltitel „Una Noche“ (17. 7, 18 Uhr; 18. 7., 15.30 Uhr). Der Film erzählt von zwei Freunden, die mit einem selbstgebauten Floß nach Florida flüchten wollen. Der Film wurde 2012 in Kuba produziert und dort auch in den Kinos gezeigt.

„Suite Havanna“ von Fernando Pérez (22. 7., 16 Uhr; 23. 7., 18 Uhr) hat tatsächlich eine musikalische Grundstruktur. In dieser Dokumentation werden die Tagesabläufe von zwölf Menschen miteinander verwoben. Der Film folgt seinen Protagonisten jeweils 24 Stunden lang und das Ergebnis ist eine liebevoll elegische Symphonie für die kubanische Heimatstadt des Regisseurs.

„Kleines Tropicana“ von Daniel Diaz Torres war 1997 die erste deutsch/kubanische Koproduktion seit DDR-Zeiten (29. 7., 15.30 Uhr; 30. 7., 17.30 Uhr). Peter Lohmeyer spielt in dieser Krimiparodie den Touristen Hermann Pangloss, der in Havanna sehr pittoresk ums Leben kommt. Der Dorfpolizist Lorenzo Columbio übernimmt den Fall. Das ist deftig, aber witzig.  HIP

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