„Häuser besetzen sowieso“

KUNDGEBUNG Nach der Räumung eines besetzten Berliner Hauses: Die Polizei stoppte eine Solidaritätsdemo im Viertel – und bot erst dann Begleitung an

„Statt mit uns zu reden und den Verkehr zu regeln haben sie die Demo lieber brutal gestoppt“, so ein Demoteilnehmer

Zu tumultartigen Szenen kam es am Mittwoch im Ostertorviertel: Gegen 18.30 Uhr wurde eine spontane Demonstration von der Polizei gestoppt, laut Augenzeugen unter Gerangel und Geschrei. Etwa 100 linke DemonstrantInnen hatten ihre Solidarität mit den BewohnerInnen der Berliner Liebigstraße 14 und die Wut über die Räumung des besetzten Hauses auf die Straße tragen wollen.

Dabei wurde laut eines Augenzeugen ein Feuerwerk gezündet. „Miete verweigern, Kündigung ins Klo – Häuser besetzen sowieso“ war eine der Parolen. Die Räumung des besetzten Hauses „Liebig14“ im Berliner Stadtteil Friedrichshain wurde bundesweit von zahlreichen Protesten begleitet. Laut Augenzeugenberichten habe die Polizei versucht, die Solidemo aufzuhalten und „einzukesseln“. „Statt mit uns zu reden und den Verkehr zu regeln haben sie die Demo lieber brutal gestoppt“, so ein Demoteilnehmer. Die Beamten seien aus ihren Fahrzeugen gesprungen und hätten sich danach der Demo in den Weg gestellt. Laut Polizeiangaben habe festgestellt werden müssen, ob es sich um FußgängerInnen, einen Flashmob oder eine Demonstration gehandelt habe. Die überwiegend schwarz gekleidete Menge sei in der Dunkelheit auf der Straße gelaufen und eine Gefahr gewesen, so die Polizei

Ein Demoteilnehmer berichtete, die Menge sei auseinander gerannt, als Polizeibeamte mit Schlagstöcken vor ihnen standen und anfingen zuzuschlagen. Etwa 15 Personen seien an die Wand des Cafés „Rotkäppchen“ gedrängt und danach mehr als 20 Minuten festgehalten worden. Die Polizei konnte einen Schlagstockeinsatz nicht bestätigen, es habe weder Festnahmen noch Ingewahrsamnahmen gegeben. Bis sich ein junger Demonstrant als Ansprechpartner zur Verfügung stellte, habe es eine Zeit gedauert, so ein Sprecher der Polizei. Anschließend sei die weitere Begleitung der Demonstration angeboten worden.

Ein Angebot, für das sich keine Freiwilligen mehr finden ließen. Die TeilnehmerInnen haben sich laut Polizeiangaben danach in kleinen Gruppen entfernt. Von Seiten der DemonstrantInnen wurden leichte Verletzungen beklagt, die Polizei hat davon keine Kenntnis. Schon am Nachmittag waren vor dem Theater am Goetheplatz mehrere geparkte Einsatzwagen der Polizei beobachtet worden. Wie viele Beamte im Einsatz waren, wollte ein Sprecher der Polizei aus taktischen Gründen nicht verraten. Die Bremer Polizei habe von der Räumung in Berlin gewusst und sich darauf eingestellt. JPB