Julian Georg, Bürgerschaftskandidat
: Kein Pfannkuchen

■ 18, Pianist, Cellist und Stipendiat. Zurzeit vor allem mit dem Hamburger Wahlkampf beschäftigt. Foto: Die Linke

Er könnte als jüngster Abgeordneter aller Zeiten in die Bürgerschaft einziehen: In Hamburg-Wandsbek tritt Julian Georg als Wahlkreiskandidat für die Linkspartei an. „Als ich mit 16 im Europäischen Jugendparlament einen Pokal für den zweitbesten Redebeitrag bekam, hab ich meine Begeisterung für Politik entdeckt“, erzählt der 18-Jährige mit dem kurzen blonden Haar und der Designerkleidung. Die SPD sei dann aber nicht in Frage gekommen – wegen der Agenda 2010. Auch CDU und FDP wollten doch nur den Status quo sichern, sagt Georg. In einem anderen Bundesland hätten es für ihn die Grünen werden können.

Die meisten seiner Überzeugungen wiedergefunden hat Georg dann aber im Programm der Linkspartei. Für die sitzt er seit 2009 im Bezirksausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Tourismus – und das kleinliche Gezänk über neue Mülleimer oder Ampeln frustriert ihn. CDU-Anträge dogmatisch abzulehnen findet er albern, so albern wie den jüngsten Kommunismus-Streit. Er wolle ein modernes, chancengleiches System, ohne Gleichmacherei, sagt er, und dass das vielleicht naiv sei.

Überzeugend reden, aber auch Positionen der Gegenseite sachlich aufnehmen: Darin habe er sich als Schulsprecher und Jugendparlamentarier bewährt, sagt der Sohn eines Lehrerpaars. „Fachwissen und praktische Lebenserfahrung haben Ältere mir natürlich voraus.“ Um aber die Gesellschaft widerzuspiegeln, brauche es Alte und Junge.

Hintenrum nennt ihn mancher Genosse Karrierist. „Weil ich nicht so aussehe, als hätte ich Benachteiligung erfahren“, sagt Georg. „Man muss kein Pfannkuchen sein, um zu wissen, wie Pfannkuchen schmeckt.“ Er wolle die Zustände durch bessere Politik verändern – nicht durch einen stereotypen Lebensstil.

Seit Herbst studiert er Politikwissenschaften, womit er auch weitermachen könnte, käme er ins Feierabendparlament. Später möchte er Diplomat werden, alternativ in die PR- oder Unternehmensberatung. Dann käme er nicht umhin, auch für Rüstungs- oder Energiekonzerne zu arbeiten. „Man kann“, sagt Julian Georg, „nicht als Verweigerer durch die Welt gehen.“WOLFGANG DENZLER