Streit um den „Kinderknast“

GESCHLOSSENES HEIM Grüne und Linkspartei forden die Schließung der Einrichtung in Lohne

Niedersachsens erstes geschlossenes Kinderheim in Lohne bei Vechta steht weiter in der Kritik. Nachdem das Heim am Donnerstag Thema im Sozialausschuss des Landtages war, fordert die Linksfraktion seine Schließung. Die Grünen wollen eine Umwandlung des Heims in eine offene intensivpädagogische Einrichtung. Das Land will an der Einrichtung festhalten und sie mit einem Betriebskostenzuschuss in Höhe von 100.000 Euro unterstützen, bestätigte eine Sprecherin des Sozialministeriums.

In der Einrichtung, die der Caritas gehört, werden auffällige und kriminelle Kinder geschlossen untergebracht und betreut. Das Heim hat einen so genannten „Time-Out-Raum“, in den die Kinder verbracht werden, wenn sie auffällig werden. Dabei werden sie für 15 Minuten in einen Raum verwiesen und von möglichst vielen Reizen isoliert.

Trotzdem sei das Heim kein Gefängnis, sagte Reinhard Möller, Geschäftsführer des Caritas-Sozialwerks St. Elisabeth. Er könne zwar verstehen, dass die geschlossene Unterbringung von Kindern pädagogisch und politisch umstritten sei, er sei dennoch von dem Konzept der Einrichtung überzeugt.

Der sozialpolitische Sprecher der Linksfraktion, Patrick Humke, sieht das anders. „Ich halte von dieser Art der Pädagogik nichts“, sagte er der taz. Die Anhörung im Sozialausschuss habe ihn in seiner Haltung bestärkt. Dass es im vergangenen Jahr sechs Polizeieinsätze gegeben habe, um Kinder gewaltsam in eine „Einzelzelle“, wie er den „Time-Out-Raum“ nennt, zu bringen, findet er skandalös. „Es ist ein Armutszeugnis, Kinder und Jugendliche gefängnisartig wegzusperren“, so Humke.

„Es muss davon ausgegangen werden, dass viele der Probleme im Zusammenhang mit Übergriffen und Aggressionen im Heim hausgemacht sind“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Miriam Staudte. Ihre Fraktion hatte zu den Zuständen im Heim eine Anfrage an die Landesregierung gestellt. Die Antwort fand Staudte erschreckend: „Trotz extremer Unterbelegung kam es in den ersten neun Monaten des Betriebs zu 15 meldepflichtigen Vorfällen. Das pädagogische Konzept muss in Frage gestellt werden“. Unter anderem war es zu Angriffen auf das Personal gekommen. Mitte des Jahres soll entschieden werden, ob die Einrichtung bestehen bleibt. BELA