Gesucht: NS-Tote

In der Nähe des Dortmunder Fußballstadions wird ein Massengrab ermordeter Zwangsarbeiter gesucht

DORTMUND taz ■ In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs sollen in der Dortmunder Bolmke, einem Waldgebiet hinter der Spielstätte des BVB, dreißig russische Kriegsgefangen erschossen und in einem Massengrab vergraben worden sein. Die Zentralstelle zur Verfolgung von NS-Verbrechen in Dortmund will am 22. Januar mit Grabungen beginnen. „Es gab in Dortmund immer wieder Gerüchte über diesen Vorfall“, sagt der ermittelnde Oberstaatsanwalt Ulrich Maaß. Mit Luftbildaufnahmen hätten die Ermittler jetzt einen Ort eingegrenzt. „Dann werden wir sehen, was an den Gerüchten dran ist.“ Zeitzeugen hatten von einer Gruppe rauchender russischer Gefangener berichtet, die nach einer Gewehrsalve plötzlich nicht mehr in der Bolmke standen. „Die Zeugenaussagen sind zum Teil widersprüchlich wie oft bei NS-Verbrechen“, sagt Maaß.

Bei den Ermittlungen um das auf einem Friedhof im sauerländischen Menden-Barge entdeckte Massengrab (taz berichtete) gibt es inzwischen erste Ergebnisse: Unter den Wegbegrenzungssteinen neben dem Ende September gefundenen Kindergrab wurden weitere von den Nazis verscharrte Skelette entdeckt. Alle 83 Toten von Menden haben inzwischen Namen. Sie stammen wie zu Beginn vermutet aus einem Krankenhaus im Nachbardorf Wickede-Wimbern. Ein Großteil waren Kinder, die zum Teil behindert waren. Deshalb wird noch immer dem Verdacht nachgegangen, sie könnten einem Euthanasie-Programm zum Opfer gefallen sein. Maaß und das Landeskriminalamt befragen zur Zeit vor allem die ehemaligen Beschäftigten des Krankenhauses. „80 der 480 relevanten Personen sind definitiv tot, 80 haben wir bislang interviewt“, sagt Maaß. „Für ein Verbrechen, das mehr als 60 Jahre her ist, eine hervorragende Quote.“

MIRIAM BUNJES