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Hamburger SzeneSchwitzen an der Alster

Aus der Luft betrachtet würde das Ganze wie ein großer Ameisenwettlauf um eine große Pfütze aussehen. Steckt man aber mitten drin, kommen sie von vorne, von hinten, manchmal sogar von der Seite. Steckt man mitten drin, dann sind die Ameisen Menschen und tragen Turnschuhe in weiß, grau, hellblau und joggen auf sandigem Kiesweg um die Alster. Links und rechts rennen sie mit Pulsmesser am Handgelenk und dynamischer Kniebewegung an mir vorbei. Ich selbst gehe spazieren und habe den Eindruck, mich in Zeitlupe zu bewegen.

Am besten, ich halte mich in der Mitte der Lauftstrecke. So bildet man schnell mit den wenigen normalen Wegbenutzern und Spaziergängern eine Grenze zwischen Hinlauf- und Zurücklaufstrecke. Dicke Schals, aus denen weiße MP-3-Player-Kabel zu den Ohren führen, verstecken verschwitzte Gesichter. In der rechten, ausgebeulten Hosentasche der Trainingshose scheppert der Haustürschlüssel.

Nach zwanzig Minuten gemütlichen Spazierengehens kommt mir das schlechte Gewissen. Eigentlich müsste ich ja auch mal wieder was tun. Mitlaufen um die Pfütze, zum Beispiel. Sich einreihen in die strömende Masse. Hinter mir kommen zwei angesaust. Das Knirschen der Sohlen im Kies wird lauter, dann sind sie schon wieder hundert Meter vor mir. „Das ist erst meine zweite Runde“, sind die Worte, die ich noch aufschnappe.

Da gehe ich lieber spazieren. In der Mitte natürlich. JULIA BRODERSEN

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