Berliner Platte
: Alles nur aus Liebe und Leidenschaft: die Labelcompilation von Diamonds & Pearls Music

„The Silverbird Casino“ Diamonds & Pearls Music

Schöne, alte Tradition der Labelcompilation! Das wichtigste Vermittlungsinstrument von Techno und House für den Wohnzimmergebrauch – neben der Mix-CD selbstverständlich. Das kleine, aber feine Berliner Label Diamonds & Pearls Music ist es, was etwas mehr als drei Jahre nachdem es seine erste 12inch herausgebracht hat, nun seine erste Labelschau vorlegt. Toll. Aus vielen Gründen.

Erstens ist Diamonds & Pearls eine wunderbare Plattenfirma. Offensichtlich ein Liebhaberprojekt, denn wer nur alle paar Monate einmal eine Platte herausbringt, der man vom Artwork bis zum schweren Vinyl anmerkt, dass sie ihre Existenz Liebe und Leidenschaft verdankt und nicht Gewinninteresse. Auch die verschiedenen Künstler, die es den Diamond & Pearls-Machern gelungen ist, um ihr Label zu versammeln, veröffentlichen ihre Hauptwerke eigentlich woanders: es sind rare kleine Diamanten und Perlen, die sie bei dnp veröffentlichen (es klingt kitschig, ja, aber was soll ich sagen? so ist es). Zweitens: für „The Silverbird Casino“ haben auch Künstler Tracks beigesteuert, die bisher gar nichts auf dnp veröffentlicht haben. Und das macht aus dem Album fast schon so etwas wie die „Minimal House Sound Of Berlin“-Compilation, die noch niemand veröffentlicht hat (oder: „Das Hardwax und seine Freunde“).

Es beginnt mit „Toyah“ von Cassy Britton, eigentlich auf ihrem eigenen Label erschienen, wunderschöner, reduzierter Chicago House. Luciano steuert „Blah Blah Blah“ bei, ähnlich reduziert, wenn auch etwas federnder als „Toyah“. Sehr electroid für Henrik Schwarz Verhältnisse ist „Jimi“. Von Sleeparchive gibt es eine neue Version von „Track 4“, ultraminimaler Techno. Sound Streams „Love Jam“ ist einer der schönsten Disco-Edits der vergangenen Jahre. Sehr verhallt der Schluss: „Seive“ von Ricardo Villalobos. TOBIAS RAPP