Volkswagen baut sich um

Neuer Chef Winterkorn holt Vertraute nach Wolfsburg. Markenchef Bernhard geht

WOLFSBURG dpa/taz ■ Europas größter Automobilhersteller Volkswagen steht vor einem grundlegenden Umbau. Sichtbares Zeichen war gestern das Ausscheiden des VW-Markenchefs Wolfgang Bernhard. Sein Weggang erfolge „im gegenseitigen Einvernehmen“, hieß es gestern nach einer Aufsichtsratssitung des Konzerns.

Als eigentlicher Grund für den Weggang Bernhards gilt, dass dieser unter dem neuen Konzernchef Martin Winterkorn an Macht verlieren sollte. Winterkorns neues Konzept für die Ausrichtung des Konzerns wurde gestern vom Aufsichtsrat beraten. Einzelheiten wurden nicht bekannt.

Dem Vernehmen nach soll es künftig im VW-Konzern eine Premiumgruppe mit Audi, Bentley, Bugatti und Lamborghini geben sowie eine Gruppe für das Massengeschäft mit Volkswagen, Seat und Skoda. Bislang teilt sich das Pkw-Geschäft in die Markengruppen Volkswagen und Audi auf. Mit dem Umbau sollen Synergien zwischen den Marken besser genutzt werden.

Wolfgang Bernhard, der als Sanierer nach Wolfsburg geholt wurde, wollte da nicht mitmachen, obwohl ihm Medienberichten zufolge der Posten des Konzern-Produktionsvorstands angeboten wurde. Bernhard soll abgelehnt haben, weil er die uneingeschränkte Zuständigkeit für die Kernmarke hätte aufgeben müssen.

Damit ist Platz für die Vertrauten Winterkorns, die er aus Ingolstadt mitbringen wird. Dazu zählt etwa Audi-Designchef Walter de Silva. Auch die wichtigsten Positionen in der Kommunikation dürfte Winterkorn mit Audi-Leuten besetzen. Winterkorn ist seit Anfang Januar VW-Konzernchef. Er löste Bernd Pischetsrieder ab. Dessen unfreiwilligen Abgang soll vor allem der mächtige Aufsichtsratschef Piëch betrieben haben, der nicht mehr mit der Arbeit Pischetsrieders zufrieden war. Winterkorn dagegen gilt als Vertrauter des umstrittenen Porsche-Erben.

Piëch, dessen Amtszeit im April dieses Jahres endet, hatte in den Wochen vor der Sitzung seine Macht im obersten Kontrollgremium des Unternehmens gestärkt. Neben Großaktionär Porsche hatte in dieser Woche auch VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh seine Unterstützung für Piëch bekräftigt. „Im Gegensatz zu anderen Topmanagern war es nie sein Ziel, Standorte zu schließen oder tausende von Arbeitsplätzen abzubauen, um kurzfristige Renditeziele zu erreichen“, sagte Osterloh gestern. Diese Allianz bedeutet eine Schwächung von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der sich nach dem Einstieg von Porsche bei VW für eine Ablösung Piëchs ausgesprochen hatte. Piëch selbst will weiter Aufsichtsrat bleiben. step