Vier Tote bei erneuten Protesten in Tunesien

DEMONSTRATION Polizeichef der Stadt Kef schießt auf Demonstranten und wird festgenommen

TUNIS afp | Auch drei Wochen nach dem Sturz des tunesischen Staatschefs Zine el Abidine Ben Ali ist die Lage in dem nordafrikanischen Land angespannt. Am Wochenende wurden bei Protesten gegen den Polizeichef der Stadt Kef im Nordwesten mindestens vier Menschen getötet. Mitglieder des EU-Parlaments, die sich derzeit in Tunesien befinden, forderten die Aufklärung des Vorfalls.

Hunderte Menschen hatten sich in Kef vor der Präfektur versammelt und forderten die Entlassung des dortigen Polizeichefs Khaled Ghazouani wegen Amtsmissbrauchs, wie die amtliche Nachrichtenagentur TAP berichtete. Die Situation eskalierte, als der Polizeichef eine Demonstrantin ohrfeigte. Einwohner der Stadt zogen daraufhin zum Polizeihauptquartier und steckten es in Brand. Als Demonstranten auf Ghazouani Jagd machten, zog dieser nach Angaben des Gewerkschaftsvertreters Jamii el Rabhi seine Waffe und schoss auf seine Verfolger. Zwei Menschen seien sofort gestorben. Polizisten hätten Warnschüsse abgegeben und Tränengas eingesetzt, um die Menschenmenge aufzulösen.

Nach Gewerkschaftsangaben starben später zwei schwer verletzte Demonstranten. Ein Gewerkschaftsvertreter sagte, es seien vier Menschen getötet und rund 15 weitere verletzt worden. Ghazouani soll nach den Vorfällen festgenommen und in der Nacht nach Tunis gebracht worden sein.