USA setzen Iraner im Irak unter Druck

Beim Sturm der iranischen Vertretung in der Stadt Erbil werden fünf Iraner festgenommen. Nach US-Angaben sind sie Revolutionsgardisten und haben Aufständische unterstützt. Teheran fordert ihre Freilassung und schließt die Grenzübergänge

AUS ERBIL INGA ROGG

Die fünf Iraner, die in der vergangenen Woche von Amerikanern im Nordirak festgenommen worden waren, sollen irakische Extremisten mit Waffen und Training versorgt haben. Nach mehrtägigem Schweigen teilte die amerikanische Militärführung in Bagdad gestern mit, die Iraner seien Mitglieder der Quds-Einheit der iranischen Revolutionswächter (Pasdaran). Diese Einheit sei bekannt dafür, dass sie Extremistengruppen, die versuchten, die irakische Regierung und die Koalitionstruppen zu destabilisieren, mit Geld, Waffen und Bombentechnologie versorge und trainiere.

Der Außenamtssprecher in Teheran, Mohammed Ali Hosseini, wies die Anschuldigungen zurück und forderte die sofortige Freilassung der fünf Mitarbeiter einer iranischen Vertretung in Erbil. Die fünf seien hätten nur mit konsularischen Angelegenheiten zu tun gehabt, sagte Hosseini. Iran schloss gestern sämtliche Grenzübergänge mit dem irakischen Kurdengebiet.

Die Stürmung der iranischen Vertretung in Erbil hat auch auf Seiten der kurdischen Regionalregierung Unmut hervorgerufen. Amerikanische Soldaten hatten das Büro am frühen Donnerstagmorgen um kurz vor vier Uhr Ortszeit gestürmt und die fünf Iraner festgenommen.

Der kurdische Regionalpräsident Massud Barzani verlangte die Freilassung der Iraner. Vertreter der kurdischen Regierung sind verärgert, dass sie nicht im Vorfeld über die Operation informiert wurden. Bemühungen des Polizeichefs und des örtlichen Gouverneurs, Aufklärung zu erhalten, seien von den Amerikanern abgeblockt worden, sagte Sicherheitschef Ismet Erguschi.

Das Büro ist kurdischen Angaben zufolge für Einreisegenehmigungen für Kurden in den Iran zuständig. Hunderte irakische Kurden reisen jeden Monat zur medizinischen Behandlung oder zu Besuchen ins Nachbarland. Damit handelt es sich zwar nicht um eine diplomatische Vertretung im eigentlichen Sinne. „Aber von Aktivitäten der Pasdaran in diesem Büro ist mir nichts bekannt“, sagte Erguschi. Iranische Oppositionelle in Erbil bestätigen indes die US-Angaben. Jeder wisse, dass die Büros der Iraner in Irakisch-Kurdistan von Pasdaran geführt würden. Die Quds- bzw. Jerusalem-Division sei für Operationen im Ausland zuständig, sagte Abdullah Hassanzadeh von der iranischen KPD. Diese seien für hunderte von Morden an iranischen Oppositionellen verantwortlich.

Einig sind sich iranische wie kurdische Politiker, dass es sich bei den Festgenommenen um Angehörige der unteren Ränge handelt. Nach Auffassung von ranghohen irakisch-kurdischen Politikern, die nicht genannt werden wollten, zielte die Operation vermutlich den zweiten Mann der Pasdaran, Serdar Jaaferi, der sich zu Gesprächen mit Barzani wie auch Staatspräsident Dschalal Talabani in Kurdistan aufhielt. Jaaferi war laut Hassanzadeh an dem Mord an dem bekannten Oppositionspolitiker Abdulrahman Ghassemlu 1989 in Wien beteiligt und ist heute für die geheimdienstlichen Operationen im Ausland zuständig.