„Das hilft nur am Rande“

TEURER WOHNEN In der Neustadt debattieren die Grünen über steigende Mieten in ihrem Stadtteil

■ 41, ist Referent für Infrastruktur und Wirtschaftspolitik bei der Arbeitnehmerkammer Bremen.

taz: Herr Hausen, sind die Mieten in der Bremer Neustadt nur gefühlt oder auch statistisch messbar gestiegen?

Kai Ole Hausen: Wir haben im vergangenen Jahr eine Umfrage gemacht, gemeinsam mit dem Statistischen Landesamt und dabei erstmals für das Buntentor valide Zahlen über die Kostenbelastung dort erhoben. Und dabei kam heraus, dass diejenigen, die vor zehn Jahren dort in eine Wohnung eingezogen sind, tendenziell deutlich weniger zahlen als jene, die erst seit einem Jahr dort wohnen. Das ist auch in anderen Ortsteilen festzustellen.

Ist die Neustadt da besonders stark betroffen?

Im Buntentor müssen im Schnitt 35 Prozent des Haushaltseinkommens für das Wohnen aufgewandt werden. Das ist, gesamtstädtisch gesehen, leicht überproportional. Wir haben daneben auch in Findorff, in der Gete, der Gartenstadt Vahr, Neu-Schwachhausen und in Walle gefragt – in Walle ist es, wenig verwunderlich, am günstigsten. Wobei man sagen muss, dass jene, die in Walle wohnen, proportional mehr von ihrem Einkommen für das Wohnen aufwenden müssen. In Walle haben wir eine Durchschnittswarmmiete von 7,90 Euro pro Quadratmeter, in Neu-Schwachhausen sind es 9,60 Euro. Und diejenigen, die sowieso wenig Geld haben, werden im wahrsten Sinne an die Ränder gedrückt.

Was kann die Politik da tun?

Es gibt ja jetzt eine Renaissance des geförderten Wohnungsbaus. Bremen hat sich verpflichtet, 25 Prozent der neu gebauten Wohnungen nach den Kriterien des sozialen Wohnungsbaus zu errichten. Das ist ein deutliches Signal, nachdem sich 20 Jahre in diesem Bereich gar nichts tat und kommunale Wohnungsbauunternehmen verkauft wurden. Doch das Programm des rot-grünen Senats bezieht sich nur auf den Neubau. Es muss aber vor allem im Bestand etwas getan werden, denn dort findet der große Umsatz auf dem Mietmarkt statt.

Was schlagen sie vor?

Es gibt verschiedene Instrumente, einerseits die Objektförderung, andererseits die Subjektförderung, etwa beim Wohngeld, wo durchaus Handlungsspielräume da sind. Man könnte auch über zielgruppenorientierte Programm nachdenken.

Und die Gewoba...

...hat vor allem in Osterholz, der Vahr und Huchting Wohnungen. Das hilft in den innerstädtischen Wohngebieten nur am Rande. Wobei die Gewoba als kommunales Unternehmen gesamtstädtisch eine sehr wichtige Rolle bei der quantitativen Versorgung mit Wohnraum spielt.

Ist das Wohnraumförderungsprogramm des Senats nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Die alten Wohnungen, die schrittweise aus der staatlichen Förderung herausfallen, werden in keinster Weise durch neue kompensiert. Bis 2020 werden in Bremen von heute rund 10.000 solcher Wohnungen nur noch rund 5.000 übrig bleiben. Wenn jetzt ein Programm mit 700 Wohnungen aufgelegt wird, ist das tatsächlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Mieten, die in diesen Neubauten verlangt werden, sind eher mittelstandsorientiert: Wir reden da pro Quadratmeter von 6,10 bis 6,50 Euro Kaltmiete. Wer Transferleistungen bezieht oder wenig verdient, wird nicht in den Genuss kommen, solche Wohnungen anzumieten.  Int: Jan Zier

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