Kampf gegen höhere TV-Kabelgebühren

1,2 Millionen Kunden des hessischen Kabelnetzbetreibers iesy sollen bis zu 42 Prozent mehr Gebühren zahlen. Dagegen macht die hessische Wohnungswirtschaft mobil. Sie kritisiert, mit dem Gebühren würden digitale Angebote quersubventioniert

VON HEIDE PLATEN

Gestern Mittag hat der Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW) dem regionalen Kabelnetzbetreibers iesy in Hessen den Kampf angesagt. Anlass für die Empörung sind drastisch gestiegene Kabelgebühren für iesy-Kunden.

 Je nach Größe der angeschlossenen Wohnanlagen hat iesy die Kabelgebühren um bis zu 42 Prozent erhöht. Im Durchschnitt wird ein ieasy-Kabelanschluss um über 20 Prozent teurer.

VdW-Vorstandssprecher Rudolf Ridinger nannte die Preiserhöhungen von iesy einen „fundamentalen Angriff auf die Wettbewerbsfreiheit“. Zu Lasten der multimedialen Grundversorgung der Endkunden werde eine „Querfinanzierung“ zugunsten neuer iesy-Angebote betrieben.

 Denn iesy bewirbt derzeit intensiv und mit besonders günstigen Paketpreisen sein digitales „Triple-Play“-Angebot mit Fernsehempfang und Festpreisen für Internet und Telefon. Außerdem dränge iesy verstärkt Konkurrenten aus dem Markt. Iesy, dessen Markt bisher an den Grundstücksgrenzen endet, versuche verstärkt kleineren Netzbetreibern auch die Kabelzugänge zu den Häusern abzukaufen. Dies sei „eine kalte Enteignung der Grundstückseigentümer“, die dann verstärkt von einem einzigen Anbieter abhängig seien, statt zwischen Satelliten- und Kabelempfang auswählen zu können. Die iesy-Werbepakete seien, so Ridinger, „Lockangebote“, um eine marktbeherrschende Stellung zu erlangen. Die Preiserhöhungen seien nicht plausibel, sondern nur in „sehr pauschaler Form“ begründet.

 Iesy versorgt derzeit in Hessen rund 1,2 Millionen Haushalte mit 39 analogen Fernseh- und 34 Radioprogrammen. Das Unternehmen gehört, wie seine nordrhein-westfälische Schwesterfirma ish, zur Unternehmensgruppe Unity Media. Zu ihren Töchtern gehört auch der Pay-TV-Sportsender arena, dessen Abonnentenzahl trotz Fußballbundesliga-Rechten bisher weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist.

 Ein Sprecher von Unity Media in Köln erklärte, er wundere sich über die Vorwürfe. „Unity Media hat nicht zuletzt auf Wunsch der Wohnungswirtschaft die Preisstruktur vereinfacht“. Im Schnitt betrage die Erhöhung zwischen sechs und acht Prozent, so der Sprecher.

 Die Wohnungsbaugesellschaften und Grundstückseigentümer wollten zwar weiter mit iesy verhandeln, seien aufgrund von dessen Reaktion aber nicht „sonderlich optimistisch“. Es werde deshalb erwogen, dass 60.000 der rund 300.000 vom VdW vertretenen, hessischen Wohneinheiten „in einer ersten Welle“ aus den Verträgen mit iesy aussteigen könnten, um eigene Kopfstationen für den Empfang der Fernsehprogramme zu errichten. Dies allerdings sei, ebenso wie der von den Verbraucherzentralen empfohlene Satellitenempfang, keine langfristige Alternative.

 Deshalb sei, so Ridinger, vor allem „die Politik“ gefordert. Er stellte infrage, dass iesy langfristig daran Interesse habe, Kunden außerhalb der lukrativen Ballungsgebiete zu versorgen. Damit sei die gesetzlich garantierte Grundversorgung im „ländlichen Raum“ nicht mehr gesichert. Ridinger forderte die Bundesnetzagentur und die Kartellbehörden zum Handeln auf, um eine kabeltechnisch „gespaltene Republik“ zu vermeiden. Der Begriff der „Grundversorgung“ müsse neu definiert werden.