Besser zu Hause

Große Spiele – fußballweltmeisterliche, olympische oder eurovisionäre – sind unnütz, was den Geselligkeitsfaktor angeht. Wer das sportliche Geschehen in Ruhe, vor allem konzentriert sehen und mitbeurteilen will, guckt allein oder höchstens mit jemandem, der nicht etwa nach Abseitsfallen fragt. Doch, okay, libertär, wie man bitte zu sein hat, ist Public Viewing ein zu respektierendes Ding. Warum nicht? Wer im Kreise von vielen, vor allem vielen Unkundigen, sehen möchte – sei’s drum. Da geht’s dann weder im Allgemeinen um Fußball noch im Speziellen um die Kunst des Jogi-Löw-Fußballs.

Was aber unerträglich ist – und hier macht Deutschland eine Ausnahme im globalen Durchschnitt –, das ist das Deutschland-Deutschland-über-alles-Gegröle. Dieses Halb-verdruckst-jedoch-faktisch-dann-doch-Nazistische der Kommentare beim gemeinsamen Gucken. Giftiges über Özil („der lahme Türke“), über schwarze Spieler, übert das Andere, besser: das Nichtweiße schlechthin. Und dann kampfhundbissige Laune, wenn die eigenen Leute alles in allem dann doch verdient verlieren. Interessanterweise sind Bekundungen dieser Art gern auch in Vierteln arabisch-türkischer Prägung zu hören. Besser ist es zu Hause, wenn Deutschland spielt. Wenn klar ist: Da geht es um mehr als die Lust am gemeinsamen Gucken. Nämlich um Sieg oder Niederlage. Also um Ernstes. Das ist in nichtöffentlicher Atmosphäre am besten auszuhalten. JAN FEDDERSEN