„Wir können die Umstellung nicht anordnen“

Der Markt für Biolebensmittel boomt, die Produkte in den Bioläden und -supermärkten werden langsam knapp. Mehr Förderung für Ökolandwirte soll es aber nicht geben, sagt NRW-Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg (CDU)

taz: Herr Uhlenberg, der Biomarkt boomt. Sogar so sehr, dass Produkte ausverkauft sind. Werden Sie reagieren?

Eckhard Uhlenberg: Wir werden die ökologische Landwirtschaft so wie bisher fördern. Mehr Geld ausgeben können wir nicht.

Die Förderung für Biobauern wurde seit Ihrer Amtszeit zurückgefahren. Warum?

Weil wir weniger EU-Geld bekommen. Wir gehören zu den drei Bundesländern, die überhaupt noch erhöhte Umstellungsprämien zahlen.

Lohnt es sich noch für Landwirte umzusteigen?

Es lohnt sich schon. Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen verändert – nicht nur zum Besseren. Es gibt zwar jetzt eine größere Nachfrage, weil sich auch die großen Lebensmittelkonzerne Bio-Sortimente eingeführt haben. Andererseits gibt es auch eine große Nachfrage nach landwirtschaftlicher Fläche. Das liegt daran, dass das Geschäft mit Energie, zum Beispiel durch Biogasanlagen, eine immer größere Rolle spielt. Der Ökolandbau steht in Konkurrenz auch mit den nachwachsenden Rohstoffen. Das alles beeinflusst die Entscheidung der Landwirte.

Jetzt kommt aber gerade ein Bioboom. Macht es da nicht Sinn, das zu fördern und NRW als Bioland zu positionieren?

Wir können die Umstellung nicht anordnen. Wir können die Landwirte nur mit Informationen unterstützen. Deswegen werden wir im Frühjahr eine Informationsveranstaltung für interessierte Landwirte organisieren. Es ist aber auch eine Frage der Einstellung ob jemand auf Öko umstellt – oder eben nicht. Man macht Ökolandbau aus Überzeugung und nicht nur zum Geldverdienen.

Wenn in NRW nicht genug Bio hergestellt wird, wird importiert – und der regionale Markt geht ein.

Die Zahl der Biohöfe steigt seit Jahren an, der regionale Markt geht also nicht ein, im Gegenteil. Und es ist meine politische Philosophie, dass wir auf allen Agrarmärkten eine möglichst hohe Selbstversorgung anstreben. Das sichert auch die Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und im verarbeitenden Bereich in NRW. Es liegt sowieso nicht ausschließlich an staatlichen Prämien, ob jemand umstellt, sondern daran, ob er eine Zukunftsperspektive sieht.

Sie sind auch Verbraucherschutzminister. Die Verbraucher wollen mehr Öko.

Ich muss mich dafür einsetzen, dass alle Produkte aus Sicht der Verbraucher einwandfrei sind. Wenn die Verbraucher Bio wollen, müssen sie aber auch bereit sein, den Ökolandbau durch ihr Kaufverhalten zu unterstützen.

Das geht vielleicht bald nicht mehr, die Läden sind leer.

So schlimm ist es ja noch nicht. Auch weil wir aus anderen Bundesländern und dem Ausland importieren. Bei 18 Millionen Verbrauchern wird sich das aber nie ganz vermeiden lassen. INTERVIEW: MIRIAM BUNJES