Nichts geht mehr

Bereits seit sechs Jahren kämpfen die Angestellten der beiden Casinos am Alexanderplatz um mehr Geld. Am Montag versammelten sie sich zu einem zweistündigen Warnstreik. Weitere Demonstrationen geplant

Jeden Tag schieben sie mit einem Lächeln Millionen über Roulette- und Pokertische. Doch die Geschichte der Angestellten der zwei Casinos am Alexanderplatz zeigt: Auch gewiefte Croupiers können abgezockt werden. Wenn schon nicht von ihren Kunden, dann zumindest von ihren Arbeitgebern. Das ist zumindest die Sicht der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di.

Am Montagabend demonstrierten rund 50 Angestellte der Casinos am Fernsehturm gegen den einseitigen Abbruch der Tarifverhandlungen durch ihren Arbeitgeber im Dezember vergangenen Jahres. Statt feine Anzüge trugen sie die roten Plastikleibchen der Gewerkschaft, statt eine ruhige Kugel zu schieben, verlangten sie mehr Geld. Und: „Wir fordern fortgesetzte Tarifverhandlungen, die nicht an Vorbedingungen geknüpft sind“, rief Jens-Holger Wulf, Fachsekretär von Ver.di Berlin-Brandenburg, per Megafon den Demonstranten zu. Anschließend zogen sie zum „Park Inn“-Hotel. Insgesamt zwei Stunden harrten die 50 Menschen trotz frischen Wetters aus.

Der Hintergrund der Unzufriedenheit reicht weit zurück. Die Casinos im Fernsehturm und im 37. Stock des Hotels „Park Inn“ werden von der Westdeutschen Spielbanken GmbH betrieben. Ihr Vorgänger hatte 1999 neue Spielautomaten aufgestellt. Deren Betrieb ist laut einer Absprache mit der Senatsverwaltung für Finanzen bis heute steuerfrei; er wurde jedoch an die Auflage gebunden, die eingespaarten Gelder ausschließlich für erhöhte Löhne einzusetzen. Doch darauf warten die insgesamt 110 Beschäftigten, die die Gewinne auszahlen, bis heute, sagt Ver.di-Sekretär Jens-Holger Wulf.

Die aufgenommenen Tarifverhandlungen hätten bisher zu keinem Ergebnis geführt. Auch die Forderung, die Verwendung der Gelder offenzulegen, sei bislang ignoriert worden. So entstand der Vorwurf gegen die Geschäftsführung, die Gelder für sich genutzt zu haben, statt sie für Lohnsteigerungen zu verwenden. Zusätzlich angeheizt wurde der Konflikt, als im vergangenen Jahr acht Mitarbeiter des Casinos gekündigt wurden. Begründung laut Ver.di: Einsparungsmaßnahmen. Von der Geschäftsführung des Casinos war gestern keine Stellungnahme zu dem Konflikt zu erhalten.

Um nicht nur den Besuchern der Spielhallen, sondern auch ihren Mitarbeitern künftig Gewinne zu verschaffen, sind laut Ver.di weitere Demonstrationen geplant. Erst dann können die Croupiers auch mit Blick auf sich sagen: Der Rubel rollt.

TIM WESTERHOLT