Bioprodukte beim Fachhändler, im Biosupermarkt und beim klassischen Discounter: eine Marktübersicht

Bioprodukte findet man überall. Gibt es noch Unterschiede? Die taz suchte je drei Produkte bei vier Händlern in Prenzlauer Berg. Eine Marktschau von Gitte Diener
und Tim Westerholt

MILCHDer natürliche Energy Drink. Eines der typischsten Bioprodukte, nur echt von glücklichen Kühen. Gesucht wurde ein Liter Vollmilch, 3,5 Prozent Fett, im klassischen Tetra-Pak.

ÄPFEL

Das Standardobst. Als Pausensnack ein Muss auf jedem Bürotisch. Gesucht wurde ein Kilogramm, möglichst rot und knackig.

TOFUDer Bioklassiker gilt den einen als Ersatz für Fleisch, anderen als vielseitig verwendbarer Eiweißlieferant. Gesucht wurde die übliche 200-Gramm-Packung. Die reicht nach Angaben erfahrener Vegetarier für zwei bis drei Portionen Geschnetzeltes.

IMMERGRÜN

Danziger Straße 55. In dem klassischen Bioladen stehen Obst- und Gemüsekisten. Das Geschäft ist sehr hell, die Holzregale präsentieren eine breite Produktpalette. Der verschlafen wirkende Verkäufer informiert freundlich und umfassend über die Herkunft der Waren.

Im Kühlschrank von Immergrün steht Terra-Milch, mit dem Biosiegel nach EG-Ökoverordnung. Der Liter kostet 90 Cent. Der Händler empfiehlt jedoch die Milch in der Glasflasche. Auch sie kostet nur 90 Cent plus Pfand, stammt aus dem Brandenburger Ökodorf Brodowin und erfüllt die strengeren Anforderungen des Anbauverbandes Demeter.

Immergrün hat acht verschiedene Apfelsorten im Angebot. Elstar sind laut Händler die beliebtesten. Sie stammen aus verschiedenen deutschen Anbaugebieten und halten die Demeter-Kriterien ein. Zu erstehen sind sie für 2,60 Euro das Kilo. Normalerweise bekommt Immergrün sie aus Brandenburg. Dies sei aber saisonbedingt derzeit nicht möglich.

Tofu von der Marke Taifun importiert Immergrün aus Spanien. Die 200-Gramm-Packung des in Plastik eingeschweißten Eiweißproduktes trägt das EG-Biogütesiegel. Sie kostet 1,20 Euro.

VIV

Die Filiale in der Schliemannstraße 48 ist eine von sieben der viv-Kette in Berlin. Zwar stehen die Regale asymmetrisch im Raum, insgesamt wirkt er dennoch wie ein Supermarkt. Das überwiegend junge Personal berät freundlich. Gestresste Verkäufer sind nicht im Angebot.

Wie bei Immergrün gibt es auch bei viv Milch im Tetra-Pak für 90 Cent. Sie stammt aus dem Berchtesgadener Land in Bayern, erklärt eine Verkäuferin auf Nachfrage. Auch die Milch in der Pfandflasche aus Brodowin (Brandenburg) mit dem Demeter-Symbol ist im Angebot, kostet hier aber 99 Cent.

Bei viv liegen die Äpfel lose in Kisten. Neben anderen werden auch hier Elstar angeboten. Das Kilo für 2,79 Euro. Sie wurden angebaut nach den Vorgaben des EG-Siegels in Brandenburg, erklärt die Verkäuferin. Das sei der Mindeststandard für alle Produkte bei viv.

Tofu führt auch viv nur in Plastikverpackungen. Die 200-Gramm-Packung stammt laut Aufschrift aus Freiburg und kostet 1,19 Euro. Auch sie erfüllt die Vorgaben des EG-Siegels.

BIO COMPANY

Der Biosupermarkt an der Schönhauser Allee 65 ist eine der neun Filialen der Kette in Berlin. Der verwinkelte Laden ist größer, als man auf den ersten Blick vermutet. Das Angebot ist umfangreich und wohlsortiert. Das Personal ist auskunftfreudig.

Die Milch, die der Bio-Company-Laden anbietet, kommt laut Tetra-Pak-Etikett von der Hofmolkerei Münchehofe in Brandenburg. Sie ist als Produkt des Bioland-Verbandes gekennzeichnet. Für einen Liter Milch muss man 79 Cent berappen.

Die Äpfel der Bio Company kommen aus Deutschland. Das steht auf den Kisten. Die genaue Herkunft klärt ein Mitarbeiter mit einem kurzen Anruf beim Lieferanten: je nach Sorte aus Görlitz, Frankfurt (Oder) und aus der Nähe von Hamburg. Die vier Sorten stammen vom Bioland-Verband, der strengere Richtlinien anlegt als die EG. Das Kilo kostet 1,99 Euro.

Die Bio Company hat gleich drei Sorten Naturtofu – also ungewürzt – im Angebot. 200 Gramm der Marke Taifun kosten hier 1,25 Euro. Er ist ohne Gentechnik in Deutschland hergestellt und erfüllt die Kriterien der EG-Öko-Verordnung. Tofu mit dem strengeren Demeter-Siegel ist etwas teurer, 300 Gramm kosten 2,75 Euro.

PLUS

Neonlicht, schmale Gänge und ein nicht auskunftbereiter Filialleiter: so präsentiert sich die Filiale des Discounters in den Schönhauser Allee Arkaden. Die Supermarktkette hat rund 180 Standorte in Berlin. Ökoprodukte verkauft sie unter dem Label „BioBio“.

Biomilch ist hier bei Plus ausschließlich als Vollmilch mit 3,8 Prozent Fett im Angebot. Sie kommt laut Etikett „aus ökologischer Landwirtschaft“ in Deutschland. Genauere Herkunftsangaben fehlen. Der Liter kostet 79 Cent. Alle Bioprodukte von Plus tragen ein Siegel, das die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung verspricht.

Bioäpfel hat Plus nicht im Angebot. Warum, will der Marktleiter nicht sagen. Für solche Erklärungen sei die Zentrale in Mühlheim an der Ruhr zuständig.

Bei Tofu wird der Kunde fündig. Die ungewürzte Sojamasse kostet im praktischen, einzeln portionierbaren Zweierpack mit insgesamt 400 Gramm 1,59 Euro. Das sind günstige 80 Cent für 200 Gramm. Verpackt ist er in Plastik und zusätzlich in einer Pappschachtel. Die informiert z. B. über die Nährwerte. Unklar bleibt allerdings, woher der Tofu stammt.