DEMÜTIGEND

26. MINUTE, PASS Khedira, TOR KROOS

Alle wussten, dass diese Seleção nicht besonders gut ist, alle wussten, dass bei dieser Fußball-WM vieles nicht stimmte. Gegen die netten und guten Deutschen im Halbfinale ausscheiden – doof, aber okay. Doch das Drama, das sich in Belo Horizonte abspielte, ist was anderes. Eine Demütigung, so unerwartet wie nicht zu verkraften. Vor den Augen der ganzen Welt, im eigenen Land, im Fußball. Wütend sind die Brasilianer, ohne richtig zu wissen, worauf. Auf den Trainer, die Spieler, auf die Kolumbianer, die ihren Neymar rausgekickt haben, auf die Fifa, auf die Fans, die noch die eigene Mannschaft auspfeifen.

Fassungslos sind auch die WM-Kritiker. Einige hatten ein frühes Ausscheiden gewünscht, damit diese WM nicht so harmonisch verläuft wie von oben verordnet. Aber doch nicht so! Politische Auswirkungen werde das Debakel aber nicht haben, ist Orlando Junior vom Comitê Popular da Copa überzeugt. Wenig später twitterte der erste Oppositionspolitiker, dass die „kalte“ Regierung für die Niederlage verantwortlich sei.

Wichtiger seien Botschaften wie die von David Luiz. „Er ist einer der wenigen Nationalspieler, die nicht nur Verständnis für die Proteste 2013 zeigten, sondern sie auch unterstützt hat“, so Orlando Junior. Direkt nach Spielende entschuldigte sich Luiz mit Tränen in den Augen: „Vor allem wollte ich dem Volk Freude bereiten, den Leuten, die sowieso schon so viel Leid haben.“ Gewohnt beherrscht reagierte Präsidentin Dilma Rousseff: „Wie alle Brasilianer bin ich sehr, sehr traurig. Aber wir werden uns nicht unterkriegen lassen.“ ANDREAS BEHN

■ Der ganze Text von Andreas Behn auf taz.de