berliner szenen WLAN-Paradies

Ein Theaterstück

Mittelstandsfrauen, schüchterne junge Männer. Trauriger Strom, traurige Elektrizität. Negative Schleifen. Das Studieren in fensterlosen Räumen, kreislaufschwach. Beflissen sitzen sie an den Wänden, in den Sesseln, und halten die Frequenz sauber. Nachladen der Erinnerung, die schweren Ausnahmefehler. Liegt es an der Blausäure, den nicht abgebauten Resten? Schreibrausch.

Auftritt der Protagonisten: Ein Mann mit einem Totenkopf auf der Kappe. Kratzt sich hinterm Ohr. Sucht etwas. Kratzt sich noch mal hinterm Ohr. Versucht eine Stehlampe anzuschließen, eine Scheußlichkeit mit mattrosa Schirm. Der Mann schafft es, den Stecker in eine funktionierende Dose zu stecken. Knipst die Lampe an. Sie scheint nicht besonders hell. Eine Frau in einer Schuluniform aus zweiter Hand geht vorbei. Der Mann mit dem Totenkopf streicht sich den Bart. Die Frau mit der Schuluniform setzt sich nach drüben, zu einem anderen Mann, der eine Krawatte trägt. Unterhält sich. Lehnt sich zurück. Der Mann mit dem Totenkopf schaut sich schnell vorüberziehende Wolken auf einem Bildschirm an. „Sie wurden ausgeloggt“, meldet sein Bildschirm. Was klingt wie: Sie wurden ausgeknockt. Überhaupt immer dieser Ohrwurm, der dann anspringt: „Boy you know you better – LOG OUT … Some girls some girls are only about … that thing, that thing, that thi-i-i-ing.“

Ein Telefon klingelt, die junge Frau kramt in ihrer Uniformjacke und nimmt das Gespräch auf. Schließt die Augen dabei. Der Mann mit der Krawatte steht auf und geht. Abschied per Handzeichen. Der Totenkopf sitzt mittlerweile vor einem Glas Milchkaffee. Gähnt. Setzt die Zuckerdose an. Trinkt. Die Schuluniform schaut herüber. Ablächeln. Brennstoff. Papierspiele. Gute Nachrichten. RENÉ HAMANN