BEI DER SPARKASSE
: Rotes Büchlein

Er kam zurück. „Ich kann leider nichts für Sie tun“, sagte er

Mit der Berliner Sparkasse habe ich selten zu tun – aber ich besitze ein altes Sparbuch, auf dem ein paar Notgroschen liegen. Zwar hätte ich es längst gegen ein Tagesgeldkonto tauschen sollen, aber irgendwie hänge ich an dem roten Büchlein, das vor ein paar Monaten gegen ein neues ausgetauscht wurde, da es vollgeschrieben war. Jetzt wollte ich die – ohnehin lächerlichen – Zinserträge der letzten Zeit nachtragen lassen. Ein erstaunlich schwieriges Unterfangen.

In der Bankzentrale am Alex war an jenem späten Nachmittag kein Durchkommen. Rund 30 Menschen warteten ungeduldig, um zu einem der beiden Schaltertische vorgelassen zu werden – unter den Augen eines furchterregenden Wachschützers. Könnte man nicht den Wachmann durch einen Bankangestellten ersetzen und die Wartezeiten verkürzen, das allgemeine Aggressionspotenzial senkend?

Da ich nicht anstehen wollte, fuhr ich nach Friedrichshain. In der dortigen Filiale wurde ich sofort bedient – aber der Rechner verweigerte die fällige Eintragung ins Sparbuch. Der Bankangestellte zog sich zur Beratung mit Kollegen in ein Hinterzimmer zurück. Nach zehn Minuten kam er zurück: „Ich kann leider nichts für Sie tun“, sagte er. „Wir wissen auch nicht, warum das bei Ihrem Sparbuch nicht funktioniert.“ Er riet mir, mit dem neuen und dem alten Büchlein noch einmal zu kommen, dann müsste es klappen.

Wieder draußen, sprang mir die blöde Sparkassenwerbung „Für die Visionäre unserer Stadt“ ins Auge. Genervt dachte ich: Berlin braucht keine „Visionäre“ oder „Querdenker“, sondern Leute, die für eine lebenswerte Stadt sorgen. Leute, die die Basis für den Alltag schaffen: gute Arbeitsplätze, bezahlbare Wohnungen, sichere Straßen, leistungsfördernde Schulen, saubere Parks, zuverlässige Bahnen, hilfsbereite Behörden – und Banken, die ihre Kunden betreuen. Da gibt es genug zu tun. RICHARD ROTHER