Oma und der Pulli Dutschkes

Wie Vater Marcus Demmler und Sohn Jacob zu ihrem Dutschke-Partner-Look kamen

„So einen will ich auch“, dachte sich Marcus Demmler aus Osnabrück, als er im Dezember 2005 die Abbildung von Rudi Dutschkes legendärem Ringelpulli im taz-Journal „Dutschke und Du“ sah. Aufgerufen wurde zum Dutschke-Strickwettbewerb.

Der Wettbewerb ist inzwischen vorbei, eine ganz andere Entscheidung steht noch bevor. Am Sonntag findet in Berlin die Wahl für – oder gegen – die Rudi-Dutschke-Straße statt. Per Bürgerentscheid stimmen die Wahlberechtigten des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg über die Umbenennung der Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße ab.

Als Nicht-Berliner hat der 26-Jährige Demmler mit der Straßenumbenennung wenig zu tun. Ob er sich mit Dutschke identifiziert? Dafür sei er zu jung, sagt er. Aber der Pullover sei wirklich schön. Dass er selbst nicht stricken kann, sollte für ihn kein Hindernis darstellen. Kurzerhand schickte er die Strickanleitung auf die lange Reise ins Erzgebirge. Dort sollte sich seine Maschen-begeisterte Oma an die Arbeit machen. Gesagt, getan. Trotz Zweifeln an dem merkwürdigen Geschmack ihres Enkels griff die 73-jährige Gerda Fritsch unverzüglich zu Wolle und Nadeln. In den Wunschfarben Rot, Grün, Dunkelblau und Weiß sollte pünktlich bis Weihnachten 2006 ein Ringelpulli entstehen. Ordnungsgemäß von oben nach unten gestrickt.

Am Heiligen Abend gab es dann sogar noch eine Überraschung. Weil etwas Wolle übrig geblieben war, lag neben dem Pulli für Enkel Marcus auch noch ein Baby-Strickjäckchen für die nächste Generation unter dem Baum. Marcus Demmler und seinen sechs Monate alten Sohn Jacob gibt es seitdem nur noch im einmaligen Dutschke-Partner-Look. NANA GERRITZEN

www.dutschkestrasse.de