Kein Platz mehr für Qualität

ANGST Dramatischer Preisverfall: Viele TV-Dienstleister kämpfen um ihre Existenz

Bei Unternehmen, die Personal, technische Dienstleistungen und Studios für Fernsehsender und -produzenten anbieten, herrscht Existenzangst. Quersubventionierungen und ein künstlich erzeugtes Überangebot durch den Standortwettbewerb, was zu einem dramatischen Preisverfall geführt hat, macht die wirtschaftliche Lage für die Branche so kritisch wie noch nie. Soeben hat die „Big Brother“-Postproduktionsfirma undbitte entertainment GmbH Insolvenz angemeldet. Andere könnten bald folgen.

„Wir sind oft chancenlos, trotz marktgerechter Preise“, klagt ein Studiobetreiber aus NRW und verweist auf „Rette die Million“. Diese Show wird zwar in Köln produziert, verantwortlich für den Studiobetrieb ist aber der öffentlich-rechtliche Senderableger Studio Berlin Adlershof, der dafür ein leer stehendes Studio ausstaffierte. „Das kann doch nicht kostengünstiger sein, als bereits hier bestehende Kapazitäten zu nutzen.“

„Der Druck hat sich wahnsinnig verstärkt“, sagt Robby Groß, Vorstandsmitglied des Branchenverbands VFFV und Geschäftsführer der Postproduktionsfirma Act. „Wenn das so weitergeht, wird der Mittelbau der Branche, ein wichtiger Garant für Qualität, komplett wegbrechen“, sagt er. Und Rudolf Runge von Runge TV ergänzt: „Bei Stundenlöhnen von 20 Euro für gut ausgebildete Spezialisten bleibt kein Platz für Qualität.“

Privatsender hätten nach der Bankenkrise ihre Budgets für Produktionen um rund 20 Prozent gekürzt, sie aber jetzt, nachdem die Webeeinnahmen wieder sprudeln, beibehalten.

„Die Lage hat sich erholt, aber freie Mitarbeiter und Subunternehmer gehen leer aus“, so Runge. Und auch öffentlich-rechtliche Sender setzen wegen angeblich sinkender Gebühreneinnahmen den Rotstift an. WILFRIED URBE