Freie und Segregationsstadt

SPALTUNG Die soziale Mischung ist in Großstädten unterschiedlich ausgeprägt. Hamburg ist besonders wenig durchmischt

In deutschen Großstädten ist die räumliche Verteilung von Niedriglohnbeziehern sehr unterschiedlich ausgeprägt. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Berlin und Hamburg gehörten neben Frankfurt und Leipzig zu den Orten mit den deutlichsten Trennlinien.

Die Arbeitsmarktexperten haben demnach neben der bundesweiten auch die jeweilige stadtspezifische Niedriglohnschwelle berechnet. In Anlehnung an die OECD-Definition wurde sie bei zwei Drittel des Medianlohns angesetzt. Der Medianlohn ist der mittlere Lohn: Die eine Hälfte aller Beschäftigten verdient mehr, die andere Hälfte weniger.

Bei der Analyse zeigten sich unterschiedliche Muster der Ansiedlung von Personen mit wenig Einkommen. In Hamburg leben Geringverdiener oft in den gleichen Vierteln, in München sind die Stadtteile hingegen sozial stärker durchmischt. Vor allem in den südlichen, alsternahen Teilen der Bezirke Eimsbüttel und Hamburg-Nord, in den elbnahen Quartieren des Bezirks Altona sowie im äußersten Nordwesten Hamburgs wohnen der Studie zufolge sehr wenige Geringverdiener. Dagegen wohnen in Stadtteilen wie Wilhelmsburg, Horn, Jenfeld viele Menschen, die für ihre Arbeit nur wenig bekommen. „Während Stadtgröße und geografische Lage für das Ausmaß der Segregation kaum relevant sind, ist ein Zusammenhang zwischen Segregation und Niedriglohnanteil zu erkennen“, erklären die Forscher. Sie erklären das mit dem unterschiedlich vollzogenen Wandel der Wirtschaftsstrukturen: „Während die alten Industrien in Hamburg und Berlin durch negative Strukturschocks getroffen wurden, blieb München von größeren Schocks verschont.“ Ein wesentlicher Effekt gehe auch von der lokalen Wohnungsbauförderung und den dort gesetzten Prioritäten aus.  (dpa/epd)