Medizintouristen sollen's richten

FLUGHAFEN Ein Investor aus Hongkong übernimmt insolventen Lübecker Airport und will eine Klinik-Airline nach China einrichten. Er hofft auf Chinesen, die deutsche Ärzte, Krankenhäuser und Medizintechnik zu schätzen wissen

Nach dem Beinahe-Aus des Lübecker Flughafens peilt der neue Airportchef Markus Matthießen langfristig eine Million Passagiere im Jahr an. Im vorigen Jahr waren es lediglich 370.000 gewesen. Die neue Eigentümerin des Lübecker Flughafens, die chinesische PuRen-Gruppe, setzt unter anderem auf Medizintourismus und die Ausbildung von Piloten. Die Bürgerschaft der Hansestadt hatte am Donnerstagabend der Übernahme des insolventen Regionalflughafens durch die erst im Juni eigens gegründete PuRen Germany GmbH mit großer Mehrheit zugestimmt.

Der Alleingesellschafter der in Hongkong registrierten PuRen-Group, Chen Yongqiang, will kommende Woche nach Lübeck kommen, um notwendige Unterschriften zu leisten. Auf den von der Pleite bedrohten Airport war Chen durch die Wirtschaftsförderung der Stadt Lauenburg aufmerksam geworden, wo der Bankkaufmann, Christdemokrat und ehemalige Landtagsabgeordnete Matthießen nun CDU-Fraktionschef im Stadtrat ist. „Er kennt die Zahlen und weiß, worauf er sich einlässt“, sagte Matthießen. Für Chen sei das eine strategische Investition. „Er will für sein Unternehmen neue Geschäftsfelder erschließen“, sagte Insolvenzverwalter Klaus Pannen. Bislang betreibt die PuRen-Gruppe nach seinen Angaben in China mehrere Krankenhäuser und plant den Neubau eines Flughafens.

PuRen übernimmt den Flughafen zum 1. August zu einem nicht genannten Preis, die 93 Beschäftigten erhalten eine Arbeitsplatzgarantie für mindestens ein Jahr. Für die Pacht des Geländes und die Miete der Landebahnbefeuerung und des Instrumentenlandesystems, die nach wie vor der Stadt Lübeck gehören, zahlt PuRen der Stadt jährlich rund 400.000 Euro.

Der vorherige Eigentümer Mohamad Rady Amar ist seit April spurlos verschwunden. Seitdem leitete der Insolvenzverwalter Pannen den Airport.

Mittelfristig setzen die neuen Eigentümer auf Medizintouristen aus China, die sich wegen des guten Rufs deutscher Kliniken und deutscher Medizintechnik hier behandeln lassen wollen. Dazu könnte eine innerdeutsche Verbindung zu einem deutsch-chinesischen Luftdrehkreuz wie zum Beispiel München eingerichtet werden, mit der Patienten zur Genesung nach Lübeck kommen könnten.  SVEN-MICHAEL VEIT