Küken auf Fließbändern

„Bio“ allein reicht nicht, auch regional soll es sein, sagt eine Diskussion über den Film „Unser täglich Brot“

Da werden Paprikas auf Steinwolle gezüchtet, Küken zu Tausenden auf Fließbändern sortiert: Szenen aus dem Film „Unser täglich Brot“ des österreichischen Regisseurs Nikolaus Geyrhalter, der die Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion dokumentiert. Der Film verzichtet auf jeglichen Kommentar. In der Schauburg wollte man es dabei nicht belassen – und lud gestern Gernot Riedl von der Feinschmeckervereinigung „Slow Food“ sowie Hinrich Bavendam, den Präsidenten des Bremischen Landwirtschaftsverbands zur Podiumsdiskussion ein. Beide plädierten für eine „faire und nachhaltige“ Landwirtschaft. Dem Publikum ging es allein um die Frage, wie VerbraucherInnen Einfluss auf die Produktionsbedingungen nehmen können.

Der Kauf von so genannten „Bioprodukten“ ist für Bavendam nicht unproblematisch. Bereits jetzt sei die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln in Deutschland so groß, dass die heimischen Biobauern mit der Produktion nicht nachkämen. Discountmärkte bezögen ihre Bioprodukte daher vermehrt auch aus dem europäischen Ausland. Lange Transportwege würden dabei billigend in Kauf genommen. Bavendam plädiert dafür, stärker auf die regionale Herkunft zu achten.

Riedl führt den vermehrten Import von Bio-Lebensmitteln darauf zurück, dass das Ausland diese billiger produziere. Ökologische Gesichtspunkte würden von den Discountern dem Gewinnstreben untergeordnet. Landwirtschaftliche Initiativen wie „Demeter“ und „Bioland“ hätten Produktionsstandards, die weit über denen der EU liegen. Ihre Produkte seien deshalb teurer – und hätten in den Discount-Supermärkten keine Chance, so Riedl. Das Siegel „Bio“ sei nicht gleichzusetzen mit „fair produziert“. Ein Erntehelfer in Spanien verdiene – unabhängig davon, ob „Bio“ oder nicht – nur 2,50 Euro pro Stunde. nkl