piwik no script img

Optimist beim Chaos-Klub

Angenehm war Christian Gaudins Begegnung mit dem HSV Handball vor zwei Jahren nicht. Gaudin, der ehemalige Nationaltorhüter Frankreichs, war damals Trainer bei Saint-Raphaël Var Handball. Der französische Klub stand beim Wildcard-Turnier um ein Ticket für die Champions League im Endspiel gegen den großen Favoriten aus Hamburg. Der HSV siegte in der Verlängerung mit 31:30. Es war der Ausgangspunkt für den Triumph der Hamburger in der Champions League in der darauf folgenden Saison. Saint-Raphaël blieb auf internationaler Ebene in der zweiten Reihe stehen.

Nun kommt es für Gaudin zum erneuten Rendezvous mit dem HSV – und das soll erfreulicher verlaufen. Der zweimalige Weltmeister (1995, 2001) wird Trainer beim Chaos-Klub HSV Handball, jenem Verein, der zeitweilig kurz vor dem Aus stand. Nur über den Weg vor das Schiedsgericht gelang es den Hamburgern doch noch, die Bundesliga-Lizenz für die kommende Saison zu erhalten.

Doch damit nicht genug: Kurz darauf entließen die Macher im Klub, die Brüder Andreas und Matthias Rudolph, den langjährigen Trainer Martin Schwalb. Und der erlitt wenige Stunden später einen Herzinfarkt. Schwalb hat inzwischen das Krankenhaus verlassen. Er wird wohl zukünftig der Sportdirektor des Vereins. Damit wäre er der Vorgesetzte von Christian Gaudin, der nach elf Jahren Unterbrechung wieder in der Bundesliga arbeiten wird.

1997 war Gaudin nach Hameln gewechselt, zwei Spielzeiten hütete er das Tor des VfL. Von 1999 bis 2003 spielte er beim SC Magdeburg, gewann dort die Meisterschaft (2001) und die Champions League (2002). Und nach acht Jahren als Trainer von Saint-Raphaël Var Handball sowie einem kurzen Engagement als Nationaltrainer Rumäniens geht Gaudin, der fließend Deutsch spricht, nun das Abenteuer HSV Handball an. Mit Gaudin will der Klub den Neustart vollziehen. „Kiki“, so sein Spitzname, hat einen Einjahresvertrag unterschrieben. Die Laufzeit ist realistisch, schließlich kann derzeit niemand sagen, wie es um den HSV Handball in einem Jahr steht.

Gaudin verströmt zumindest Optimismus. Und das ist in diesen schwierigen Zeiten auch schon etwas. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich die Chance erhalte, den HSV mit einer guten Mischung aus international erfahrenen und jungen Spielern weiterentwickeln zu können“, sagte er. Er freue sich auf die Aufgabe. Angesichts all der Erfahrungen der vergangenen Monate lässt sich für Gaudin eines voraussagen: Es wird spannend für ihn werden. Seine erste Aufgabe ist es, ein neues Team zu formieren.  CHRISTIAN GÖRTZEN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen