Soldaten spielten Wehrmacht

Bundeswehrangehörige in Afghanistan fanden es schick, ihre Wagen mit Symbolen der Hitler-Armee zu besprühen. Insgesamt sechs Soldaten wurden wegen der Totenkopf-Spiele des Dienstes enthoben

AUS BERLIN KATHARINA KOUFEN

Im Zuge des Skandals um die Fotos mit Totenköpfen in Afghanistan sind vier weitere Soldaten vom Dienst suspendiert worden. Damit steigt die Zahl derjenigen, die wegen der Affäre zumindest vorübergehend ihren Job verloren, auf sechs. Die Bundeswehr prüft zudem Berichte, nach denen Soldaten der Eliteeinheit KSK einen Wagen der Truppe mit Wehrmachtsymbolen besprüht haben sollen.

Das Foto dieses Bundeswehrwagens haben laut Stern KSK-Soldaten in ihrem Lager auf der omanischen Halbinsel Masirah aufgenommen, wo sie sich ab November 2001 auf den Afghanistan-Einsatz vorbereiteten. Später sei der Wagen in Afghanistan im Einsatz gewesen. Zum Zeitpunkt des Vorfalls stand das KSK unter dem Kommando von General Reinhard Günzel. Er wurde 2003 entlassen, weil er den Ex-CDU-Politiker Martin Hohmann nach einer als antisemitisch kritisierten Rede unterstützt hatte.

„Ein paar unserer Jungs sind Ewiggestrige und fanden es besonders schick, mit dieser Wehrmacht-Insignie herumzufahren“, wird ein KSK-Soldat zitiert. „Ich und andere aus unserem Verband finden so was einfach übel.“ Fahrzeuge mit dem nachgemachten Emblem des Afrika-Korps aus dem Zweiten Weltkrieg habe er auch am KSK-Heimatstandort im baden-württembergischen Calw gesehen.

Unterdessen wunderte man sich in Berlin gestern erneut über den Kommunikationsstil des Verteidigungsministers. Sein Sprecher teilte mit, deutsche Isaf-Soldaten würden seit Mitte Oktober im Süden Afghanistans eingesetzt. Dort ringt die Nato-Schutztruppe seit Monaten darum, das Land nicht wieder an die Taliban zu verlieren. 21 deutsche Soldaten arbeiten demnach als Fernmeldetechniker an den Isaf-Stützpunkten im südafghanischen Kandahar sowie in Bagram. Bisher ist der Einsatz von Bundeswehrsoldaten eigentlich auf den weniger gefährlichen Norden Afghanistans beschränkt. Die Fermeldetechniker würden die Stützpunkte nicht verlassen, versicherte das Verteidiungsministerium. Sie könnten aber nicht durch Soldaten aus anderen Ländern ersetzt werden.

Noch vor zwei Monaten hatte Jung Fragen nach einem möglichen Einsatz im Süden Afghanistan als „Spekulation“ abgetan. Auch als die Verlagerung der 21 Deutschen konkret wurde, trat der Minister nicht vor die Presse – obwohl das Thema auch schon vor der Veröffentlichung der Skandalfotos diskutiert wurde. Der Verteidigungsausschuss wurde ordnungsgemäß unterrichtet. „Es handelt sich um einen technischen Einsatz, eine Ausnahme“, sagte der Grünen-Verteidigungsexperte Winfried Nachtwei der taz.

In der Nato wuchs schon seit einiger Zeit der Druck auf die Bundesregierung, sich am Einsatz im Süden zu beteiligen. Die Bundeswehr ist mit 2.900 Soldaten die drittgrößte Kraft innerhalb der Schutztruppe. Seit die Isaf Ende Juli von den US-Truppen das Kommando über Südafghanistan übernommen hat, sind zahlreiche Soldaten ums Leben gekommen.