die anderen über den wahlausgang in serbien
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Die französische Tageszeitung Le Figaro meint: Die sozial Deklassierten haben sich bei den Wahlen in Belgrad gerächt. Und dennoch wird der Erfolg dieser Protestwahl zu Gunsten der antieuropäischen Ultranationalisten die proeuropäische Linie Serbiens jetzt nicht in Frage stellen. Denn die so genannten demokratischen Parteien haben bei den Parlamentswahlen genügend Sitze erobert, um daraus eine Regierungsmehrheit bauen zu können. Mehrere Wochen wird es allerdings dauern, um die Rivalitäten zwischen den Politikern auszuräumen. Auf dieses Hinausschieben hätte Serbien gern verzichtet, denn es steht vor einem Berg von Problemen, die gelöst werden wollen.

Die Neue Zürcher Zeitung kommentiert: Es ist für Serbien überaus wichtig, dass die Frage der Grenzen des serbischen Nationalstaates, die den politischen Diskurs fast zwanzig Jahre lang in unheilvoller Weise beherrscht hat, endlich gelöst wird und damit von der politischen Agenda verschwindet. Nur wenn dies der Fall ist, kann sich Serbien voll und ganz auf den dringend notwendigen Aufbau im Innern konzentrieren. Es ist zu hoffen, dass in der neuen Regierung jene Parteien bestimmend sein werden, die am konsequenten prowestlichen Reformkurs des ermordeten Ministerpräsidenten Zoran Đinđic anknüpfen. Nur dann hat das Land eine europäische Perspektive.