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: „Arthur und die Minimoys“

„Großes Badaboom!“ Dieser Dialogfetzen aus „Das fünfte Element“ beschreibt gut die Regiearbeit von Luc Besson. Es geht dem französischen Filmemacher um Überwältigung, nicht um Glaubwürdigkeit. Also nehmen wir hin, dass der 12-jährige Arthur, die Hauptperson seines neuen Films, sich eben noch von der wunderbar tattrigen Großmutter Mia Farrow eine Gutenachtgeschichte vorlesen lässt. Dass er sich aber, kaum ist er in der Miniaturwelt der Minimoys gelandet, in eine Prinzessin verliebt. Außerdem sieht das Setting einer 50er-Jahre-US-Kleinstadt aus wie Restbestände der römischen Cinecittà, wie im Western ist nicht einmal die Hauptstraße geteert, dafür aber haben die Sheriffs unverkennbar moderne Frisuren. Wie gesagt, um Glaubwürdigkeit geht es Besson nie.

Doch der erste Teil seiner Fantasyserie „Arthur und die Minimoys“ ist von einer solch faden Mittelmäßigkeit, dass sich die Frage stellt, was mit dem Regisseur und Co-Drehbuchautor Besson los ist. Arthur muss in die Welt der Minimoys, winziger trollartiger Wesen, hinabsteigen, die der Großvater zwar in Afrika entdeckt hat, die aber nun im Vorgarten sein sollen. Arthur soll die Welt der Minimoys vor einem Bösewicht retten und einen Schatz heben, mit dem ein fieser Spekulant in der Oberwelt daran gehindert werden soll, im Vorgarten Mietshäuser zu errichten. Der Weg zum guten Ende ist zwar mit Hindernissen gespickt, aber eines fehlt: Fallhöhe, also ein Moment, in dem die Zuschauer glauben müssen, jetzt geht alles schlecht aus. Der Trickser Besson fügt zwar viele lebensbedrohende Szenen ein, löst sie aber immer sofort auf. Spannung kann so nicht entstehen. Enttäuschend sind insbesondere die 3-D-Animationen. Bei manchen Szenen unterscheiden sich die Hintergründe, die als Modell gebaut werden, deutlich von den sich bewegenden animierten Figuren. Die Bewegungen der Minimoys haben große Ähnlichkeit mit der exaltierten Gestik von MTV-Praktikanten, lebendig wirken sie nie.

Besson und sein Team haben sich auf eine neu entwickelte Technik verlassen, bei der menschliche Darsteller abgefilmt werden und diese Bilder dann gepixelt werden. Dabei haben die Erfahrungen von Disney oder im Ghibli-Studio gezeigt, dass solche Hilfsmittel nur funktionieren, wenn erfahrene Animatoren die Bilder des einen Mediums ihrem eigenen anverwandeln. Eine weitere Schwäche des Films ist allerdings nicht Besson anzulasten: es sind die Stimmen von Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz und von Nena. Beide lispeln, und beide können nicht erzählen. Bei Synchronisationen sollten nicht Namen, sondern Stimmen zählen. MARTIN ZEYN

„Arthur und die Minimoys“, Regie: Luc Besson. Animationsfilm, Frankreich 2006, 103 Min.