Steigender Verbrauch freut die Papierwelt

Die Hersteller melden wachsenden Absatz und höhere Preise, Umweltschützer rufen zur Sparsamkeit auf

FRANKFURT taz ■ Die Welt aus Papier ist dezent und pastellig. Auf der „Paperworld 2007“, der internationalen Leitmesse für Papier-, Büro- und Schreibwaren, bietet die Branche edles Design und gedämpfte Töne. Das Brief- und Geschenkpapier ist filzig, handgeschöpft, in sanften Naturfarben, Beige, Braun, Bleu.

Die deutschen Hersteller sind optimistisch, das Motto der Messe lautet „Think future“. Die Umsätze stiegen bis Oktober 2006 insgesamt um 5,8, der Export stieg um 13,8 Prozent. Jährlich werden allein in Deutschland 10 Millionen Tonnen Papp- und Papierwaren hergestellt.

Draußen vor dem Messeturm sah die Umweltorganisation Robin Wood das alles weniger positiv. Hoch oben inmitten des Fahnenwalds spannten zwei Kletterer in eiskaltem Wind ein Transparent auf: „We have a dream Paperworld: 100 Prozent recycled“. Weltweit werden jährlich mehr als 338 Milliarden Tonnen Papier verbraucht, ein Viertel davon in Europa, kritisierte Tropenwaldreferent Peter Gerhardt. Jeder Mensch in Deutschland verbrauche jährlich 230 Kilogramm Papier, andere Länder kämen mit der Hälfte aus.

Der Traum von der hundertprozentigen Wiederverwertung ist jedoch von seiner Realisation weit entfernt. Für die Vervielfältigung der Flugblätter „Papier-Konsum killt Wälder“ war Peter Gerhardt in sieben Copyshops: „Und keiner hatte Recyclingpapier!“ Robin Wood griff vor allem die Zellstoffkonzerne APP und APRIL an, die den Regenwald in Indonesien zerstörten und so stark zur Klimaveränderung beitrügen. Es müsse in Zukunft nicht nur recycelt, sondern auch Papier gespart werden. Diese Botschaft sei „nicht besonders sexy, aber die nackte Wahrheit“. Toilettenpapier etwa müsse nicht unbedingt blütenweiß aus Frischfaserzellstoff hergestellt werden, auch Verpackungen, und Büromaterial nicht.

Die 2.442 Aussteller auf der Messe aus 64 Ländern, davon allein 365 aus China, setzen derzeit nicht aufs Papiersparen, sondern auf steigenden Konsum. Vor allem im Bereich der Luxuswaren und in den osteuropäischen Staaten erwarten sie Absatzsteigerung. Die Kunden müssen mit weiteren „Preisanpassungen“ rechnen. Nicht nur die Mehrwertsteuer, auch die Energie- und Materialkosten seien gestiegen, erklärten die Branchenvertreter. So steigen zum Beispiel die Holzpreise rasant, denn Bau- und Möbelindustrie erhalten wieder mehr Aufträge. Zudem gewinnt Holz als Brennstoff immer größere Bedeutung.

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