MEHDORN SOLLTE GEHEN, WENN DIE PRIVATISIERUNG DER BAHN SCHEITERT
: Zum Schaden des Bahnkunden

Wieder einmal hat Bahnchef Hartmut Mehdorn seinen Kopf durchgesetzt. Entweder der gesamte Konzern wird privatisiert oder gar nichts. Letzteres ist nun wahrscheinlich der Fall. Für die Bahnkunden ist das bedauerlich.

Denn wahrscheinlich wird sich nun gar nichts ändern: Die Deutsche Bahn fährt, wie bisher, weiter auf so gut wie allen Strecken außer Konkurrenz. Damit fehlt der Druck, die Fahrpreise zu senken und das Reisen mit dem Zug attraktiver zu machen. Dabei wären Billig-Bahntickets in Zeiten der Billig-Airlines, in denen Kurzflüge von Berlin nach Köln zur Regel geworden sind, nötiger denn je.

Richtig wäre dagegen, die Bahn an die Börse zu bringen, das Schienennetz aber in irgendeiner Weise in der Hand des Staates zu belassen. Diese Form des teilweisen Börsengangs war von der Union bevorzugt worden. Ein Machtkartell aus SPD, Bahnchef Mehdorn und Gewerkschaft wollte dies um jeden Preis verhindern – offenbar mit Erfolg. Mehdorn, weil er Herr über den Gesamtkonzern bleiben wollte. Die Gewerkschaft aus Angst vor schwindendem Einfluss, vor echtem Wettbewerb und dem daraus resultierenden Druck auf die Gehälter. Und die SPD aus alter Nähe zu Mehdorn sowie aus dem Kalkül heraus, dass ein Gesamtbörsengang am meisten Geld in die Kasse spült – noch ist der Bund Eigentümer der Bahn. Dies hätte vor allem SPD-Finanzminister Peer Steinbrück gefreut.

Bezeichnend für die Sturheit Mehdorns ist auch, dass er auf jeden Fall weiter Bahnchef bleiben will. Seit er 1999 dieses Amt antrat, ist kaum ein offizieller Termin verstrichen, an dem der oberste Schienenmanager nicht betont hätte, wie sehr sein Konzern am Börsengang festhält. Sieben Jahre lang hat Mehdorn sein Unternehmen auf dieses Ziel ausgerichtet, seine Kunden aus diesem Grund mit Preisreformen brüskiert, die Politiker mit diesem Vorwand um Zuschüsse angebettelt. Mit Erfolg: Die Bahn schreibt schwarze Zahlen. Wenn der Börsengang nun tatsächlich passé ist, sollte auch Mehdorn erkennen, dass er mit seinem Ziel gescheitert ist – und den Hut nehmen. KATHARINA KOUFEN