Davos im Zeichen des Klimas

Weltwirtschaftsforum diskutiert Energiefragen. Kritiker zeichnen „üble“ Konzerne aus

DAVOS dpa/taz ■ Der Klimawandel hat Davos erreicht. Als am Dienstag die ersten Gäste beim Weltwirtschaftsforum eintrafen, konnten sich viele nicht erinnern, auf dem Weg in den Wintersportort auf 1.650 Meter Höhe im Januar je durch so grün-graue Landschaften gefahren zu sein. Durch starken Schneefall hat sich das Wetter in Davos mittlerweile normalisiert, doch das Klima ist als Thema präsent wie nie.

Als „größte Herausforderungen für die Menscheit“ bezeichnete Bundeskanzlerin Angela Merkel den Klimaschutz und die Sicherung der Energieversorgung bei ihrer Eröffnungsrede am Mittwochabend. Sie stellte sich hinter den Ansatz der EU-Kommission, die klimaschädlichen Emissionen bis 2020 um 30 Prozent zu senken, sofern auch andere große Emittenden eingebunden werden. Unabhägig davon sollte die EU am Minimalziel von 20 Prozent weniger CO2 festhalten. Die Kanzlerin forderte, mehr Ressourcen in den Ausbau erneuerbarer Energien und der Umwelttechnologien zu investieren. Zudem begrüßte Merkel, dass auch US-Präsident George Bush Handlungsbedarf in der Klimapolitik sehe. Der Leiter des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner, forderte konkrete Schritte: „Jetzt muss gehandelt werden, und viele der in Davos Anwesenden hätten die Macht dazu.“

Als Gegenpol zu den positiven Selbstdarstellungen der Unternehmen zeichneten Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt auf der Gegenveranstaltung „Public Eye“ zwei Konzerne für „besonders übles Firmenverhalten“ mit den Public Eye Awards aus. Der japanische Reifen-Multi Bridgestone erhielt den Negativ-Preis, weil auf seinen Plantagen in Liberia Kinderarbeit und Ökoarbeit an der Tagesordnung seien, so die Organiasatoren. Für Alfred Brwnell von den „Green Advocates“ ist der Preis ein Zeichen, „dass die Kultur der Ungestraftheit endlich zu Ende ist“. Der Schweizer Chemiekonzern Novartis wurde dafür kritisiert, dass er derzeit mit Patentklagen versuche, den Zugang zu bezahlbaren Medikamenten in Indien und anderen Ländern einzuschränken. Yogenda Sapru von der indischen Krebshilfe sagte, dass Novartis „durch seine Monopolpolitik in Indien mitverantwortlich ist für das Leid zehntausender Krebskranker“. MKR