piwik no script img

Wiederbelebt für einen guten Zweck

Morgen gibt das Hamburger Junge Schauspielhaus eine Benefizvorstellung von „Mutter Afrika“ für eine ugandische Kinderhilfsorganisation. Dafür wird das Stück, das in der vergangenen Spielzeit Premiere hatte, einmalig wiederaufgeführt

Westafrika, 19. Jahrhundert: Attenquan (Hermann Brook) weiß nicht mehr ein noch aus. Er und seine Familie haben so gut wie nichts. Wenig zu essen, kaum zu trinken, zerfetzte Kleider am Leib. Attenquan sieht keine andere Lösung, als seine Kinder Aba (Miriam Ibrahim) und Kodjo (Aljoscha Zinflou) in die Sklaverei zu verkaufen. Deren Leidensweg unter ihren holländischen Herren zeigt das Hamburger Junge Schauspielhaus am kommenden Sonntag im Malersaal.

Premiere hatte das hochgelobte Stück „Mutter Afrika“ für Jugendliche und Erwachsene schon in der vergangenen Spielzeit. Einmalig wiederaufgeführt wird es nun für einen wohltätigen Zweck. Fast der gesamte Erlös aus den Eintritten geht an die Kinderhilfsorganisation Childcare Kitgum Servants (CKS) in Nord-Uganda. „50 Euro kostet die Karte, ermäßigt 25 Euro. Nur fünf Euro davon behält das Schauspielhaus, der Rest geht an die CKS“, sagt Angela Peters. Die Theaterpädagogin hat die Benefizaktion initiiert.

Im vergangenen Sommer hat die 31-Jährige drei Wochen lang mit den Kindern im Rahmen des CKS-Projektes Theater gespielt. Das Gelände der CKS liegt nah an der sundanesischen Grenze. Seit über dreißig Jahren wütet in dieser Region der Bürgerkrieg. Viele Kinder dort sind Waisen, ihre Eltern wurden ermordet oder starben an Aids. Andere haben als Kindersoldaten selbst getötet. „Theater spielen bietet eine gute Möglichkeit, diese traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten, ohne dass man offiziell therapeutisch arbeitet. Man kann einfach über die Kunst und über den Spaß da rangehen“, sagt Angela Peters. Den Kontakt zu der CKS hat ein Freund von Angela Peters hergestellt. Die Leiterin von CKS, Irene Gleeson, hat das Hospiz für aidskranke Mütter eingerichtet.

„Damit sie in Würde sterben und auch die Kinder beruhigt sind, dass ihre Mütter gut versorgt sind“, sagt die pensionierte Grundschullehrerin aus Australien. Vor 16 Jahren hat sie die CKS gegründet. „Es begann unter einem Mangobaum. Da habe ich Kindern im Sand das Schreiben beigebracht“, erinnert sie sich. Die heute 62-Jährige verkaufte ihr Haus in Sydney und steckte von da an ihr gesamtes Vermögen in ihr Ein-Frau-Projekt. Sie zog nach Nord-Uganda, erwarb dort Land, ließ Wassertanks aufstellen und errichtete mit Spendengeldern Schulen, Ausbildungswerkstätten und Krankenstationen.

Inzwischen verbringen 6.000 Kinder und Jugendliche ihren Tag auf dem Gelände. Sie besuchen dort Schulen, machen Ausbildungen in den Bereichen Handwerk, Computer und Wirtschaft, erhalten einfache Mahlzeiten, Trinkwasser, Kleidung, medizinische Versorgung. Schlafen tun nur diejenigen Kinder dort, die in akuter Lebensgefahr schweben, weil sie beispielsweise von Rebellen verfolgt werden. Alle anderen kommen nachts in den provisorischen Unterkünften ihres Clans unter.

Mittlerweile ist die CKS der größte Arbeitgeber in Nord-Uganda. 300 Einheimische sind dort angestellt, darunter viele ehemalige Sprösslinge. Sie bekommen ein Gehalt, die Volontäre aus den Industrieländern arbeiten immer ehrenamtlich. Bis Ende 2007 will Irene Gleeson drei weitere Schulen bauen. Der Erlös aus der Benefizvorstellung des Sückes „Mutter Afrika“ soll direkt in dieses Vorhaben fließen. KATRIN JÄGER

„Mutter Erde“, Benefizvorstellung für die Kinderhilfsorganisation Childcare Kitgum Servants , Sonntag, 28. Januar, 19 Uhr im Malersaal des Schauspielhauses in Hamburg. Im Anschluss berichtet Irene Gleeson über das Projekt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen