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: Ho, ho, ho und ’ne Buddel voll Rum! Bücher über das gefährliche Piratenleben

Ein Buch mit einer Schleife, so tief türkis wie der Ozean. Wenn man die Schleife öffnet, baut sich vor einem ein wendiger Einmaster auf, der gerade von einem Riesenkraken angegriffen wird. Und während der Krake angreift, entern Piraten das Schiff. Aus dem Wasser springen Delfine und im Wasser kreisen Haie. In den Masten hängen Matrosen und auf dem Mast weht die Totenkopfflagge. So sieht das also aus, wenn Käpten Haizahn und Käpten Prahlhans darum kämpfen, wer der Herr der Meere ist. Ziemlich furchterregend das Ganze, aber es ist ja nur ein Spiel. Und damit das Spiel auch richtig Spaß macht, gibt es neben dem Pop-up auch Kanonen, Piraten, Schätze, die man aus dem Buch herauslösen kann.

„Achtung Piraten“ hat viel Material zum Basteln und dazu gibt es eine Geschichte, die das gefährliche Piratenleben auf die Schippe nimmt. Wie soll man im Jahr 2007 auch anders als komisch einen Stoff erzählen, der mit seinen Schatzkarten, Holzbeinen und Augenklappen völlig berechenbar geworden ist? Und merkwürdigerweise trotzdem seinen Reiz behalten hat. Weshalb Seeräubergarn als Literatur ein hartes Brot geworden ist, aber als Spiel für jede Kindergeneration wieder neu funktioniert. Folgerichtig sind diese Bilderbücher gerne als Spielbücher gestaltet.

Erich Ballinger hat sogar eine Anleitung zur Piratenparty beigefügt. Doch erzählt er nicht noch eine Seeräubergeschichte, sondern was man über Piraten wissen muss. Man erfährt etwas über Ausrüstungen, Schiffsmodelle und Rentenzahlungen an alte Piraten – eine gute Mischung aus Wissen und Witz. Eher lustig als abenteuerlich ist auch eine weitere Folge aus Cornelia Funkes Käpten-Knitterbart-Reihe. Das Bilderbuch enthält zwar keine Partytipps, spielt aber auf seine Art mit dem Stoff. Die Piraten sind Witzfiguren, die Schimmelbrot oder der Fiese Freddy heißen und zur Insel der faulenden Knochen segeln. Die Gefahren und die Brutalität, die bei den echten Piraten ja sehr real waren, haben sich in ironische Elemente verwandelt, vor denen sich niemand mehr fürchten muss.

Aber es geht auch anders. Das zeigen der Thrillerautor Ridley Pearson und der Satiriker und Pulitzerpreisträger Dave Barry, die das beste Piratenbuch seit langem in einem regen E-Mail-Austausch gemeinsam verfasst haben. Vordergründig geht es um den Waisenjungen Peter, der auf die „Niemalsland“ verfrachtet wird. Während er heimlich unter Deck etwas zu essen sucht, entdeckt er eine Kiste, bei deren Berührung er in einen wundervollen Schwebezustand gerät. Und so wird die gute alte Schatzsuche völlig neu aufgerollt. Bei dem Schatz handelt es sich nämlich um Sternenstaub, der nicht nur Fische in Nixen verwandelt, sondern auch die Menschen glücklich macht. Und so erfährt der Leser in dieser spannungsgeladenen Geschichte mit ihren schnellen Perspektivwechseln am Ende auch, wie Peter Pan das Fliegen lernte.

Aus der Reihe fällt auch „Käpten Magic“ von Grit Poppe. Ihre Piratenstory ist eingebettet in eine sehr reale Geschichte über ein von den Klassenkameraden gehänseltes Scheidungskind, das sich in eine Fantasiewelt rettet, in der eine Spielkarte den Käpten Magic lebendig werden lässt. Aber die Begegnung mit ihm findet dann nicht auf hoher See, sondern im Keller des Mietshauses statt, wohin sich der einstige Held der Meere zurückgezogen hat. Wer hätte gedacht, dass in dem Piratengenre noch so viel Potenzial für neue Ideen steckt. ANGELIKA OHLAND

Steve Cox, Nick Denchfield: „Achtung Piraten. Pop-up“. Oetinger Verlag, Hamburg 2006, 19,90 EuroErich Ballinger: „Piraten. Alles, was du wissen willst“. Annette Betz Verlag, Wien, München 2006, 12,90 EuroCornelia Funke: „Käpten Knitterbart auf der Schatzinsel“. Oetinger Verlag, Hamburg 2006, 12 EuroGrit Poppe: „Käpten Magic“. Dressler Verlag, Hamburg 2006, 12 EuroDave Barry, Ridley Pearson: „Peter und die Sternenfänger“. Deutsch von Gerda Bean. Oetinger Verlag, Hamburg 2006, 17,90 Euro