Mensch der Woche

MICHEL PLATINI, 51, wurde gestern in Düsseldorf zum neuen Präsidenten des europäischen Fußball-Verbandes Uefa gewählt (siehe Seite 2). Zwei Fragen an Daniel Cohn-Bendit, 61, Grüner EU-Fraktionsvorsitzender und Gründer der „Allianz gegen Franz“ zur Verhinderung des zeitweiligen Kandidaten Franz Beckenbauer.

taz: Herr Cohn-Bendit, Skeptiker bezweifeln, dass Michel Platini tatsächlich den Materialismus der Uefa und die Fixiertheit auf die großen Fußballverbände aufbrechen wird. Und Sie?

Daniel Cohn-Bendit: Man muss Michel Platini etwas Zeit geben, dann wird man sehen, ob sein Wahlprogramm nur Sozialromantik oder ob er doch ein sozialpolitischer Reformer ist. Es steht ein Bericht im EU-Parlament an zur Lage des europäischen Fußballs. Berichterstatter ist ein französischer Grüner. Dafür wurde sehr eng mit Platini zusammengearbeitet. Es könnte sein, dass danach einige Dinge sehr schnell vorankommen, etwa der Schutz der jungen Spieler und die Transparenz der Transferregelungen.

Der DFB und Beckenbauer hatten sich für den nun abgewählten Präsidenten Johansson, 77, positioniert. Wie beurteilen Sie das?

Die deutsche Position war unaufrichtig. Sie wollten Platini verhindern. Johansson sollte nur den Kaiserstuhl für zwei Jahre warm halten. So sollte Beckenbauer die Uefa-Präsidentschaft in den Schoß fallen. Aber die Aufrichtigkeit, das zu sagen, hatte weder Beckenbauer noch der DFB. INTERVIEW: PU