Hubschraubereinsatz bis Dresden

Die Polizei geleitet mit einem Großaufgebot 2.000 Fans von Union Berlin zum Regionalligaspiel bei Dynamo Dresden

Wären im Dresdner Hauptbahnhof am Wochenende die Weichen für Deutschland gestellt worden wären, die Republik hätte es live mitbekommen. Eine Reporter-Schar empfing die Fans des 1. FC Union Berlin, die zur Partie bei Dynamo Dresden angereist waren. In normalen Zeiten hätte das Regionalligaspiel kaum diese Aufmerksamkeit bekommen. Doch am Wochenende zuvor hatten sich Dresdner Fans eine heftige Schlacht mit der Berliner Polizei geliefert – nach dem Spiel bei der zweiten Mannschaft von Hertha BSC. Und so wurde auch der Kick am Samstag als Risikospiel eingestuft.

Mehr als 2.000 Union-Supporter waren in zwei Sonderzügen angereist. Unterwegs gab’s bierselige Schlachtgesänge, lange Schlangen vor den Toiletten und Kräuterlikör aus Pappbechern, weil die Polizei vor der Abfahrt in Berlin-Lichtenberg alles konfiszierte, was als Wurfgeschoss getaugt hätte. Zum Dank für das akzeptable Benehmen an Bord und als Deeskalations-Erkennungsmelodie ließen die Ordnungshüter am Zielort die von Nina Hagen intonierte Vereinshymne „Eisern Union“ aus den Lautsprecher dröhnen.

„Ich glaube, dass aufgrund der öffentlichen Beachtung nicht so viel passieren wird“, sagte Eiserns Fanbeauftragter Sven Schlensog. Öffentliche Beachtung war leicht untertrieben. Zwei Helikopter begleiteten die Sonderzüge auf der Fahrt an die Elbe. Daran, wo die Hubschrauber über Dresden kreisten, war zu erkennen, wie weit sich die von der Polizei aus Angst vor Übergriffen hermetisch abgeriegelten Gäste dem Stadion genähert hatten. Zu ernsthaften Zwischenfällen kam es nicht. Lediglich ein Eisernen-Schädel soll nach einem Flaschenwurf eine Platzwunde erlitten haben.

„Es ist bisher alles gut über die Bühne gegangen“, sagte im Stadion Dynamo-Präsident Jochen Rudi, der nach den Ausschreitungen von Dresdener Rabauken in der Vorwoche schwere Vorwürfe von DFB-Präsident Theo Zwanziger zu hören bekam.

Während des eigentlichen Höhepunktes am Samstag schien die Luft fast völlig aus dem brisanten Ost-Duell entwichen zu sein. Die Stimmung auf den Rängen wirkte unterkühlt. Vielleich war man froh, gesund angekommen zu sein. Der Berliner Anhang nahm die 0:2-Niederlage nach Treffern von Marco Vorbeck und Pavel David gelassen. Es war wie zu Zeiten der DDR-Oberliga. Auch damals hatten die Eisernen beim nationalen Aushängeschild Dynamo wenig zu melden.

Reibereien gab es nur auf dem Rasen. Nach gut einer Stunde musste Union-Trainer Christian Schreier seinen Kapitän vom Platz nehmen, weil dies sonst wohl Schiedsrichter Wolfgang Stark aus Landshut getan hätte. Bönig hatte sich beim Referee über die harte Gangart der Dynamo-Spieler beschwert und auf die Gefahr von Beinbrüchen hingewiesen. Der starke pfeifende Stark sah dies anders – und Bönig die Gelbe Karte wegen Meckerns. Am Ende wurden die Unioner ohne Punkte, aber unter massivem Polizeischutz zum Bahnhof zurückgeleitet.

Später kam es in Sachsen doch noch zu einem Zwischenfall: Fußballfans blockierten die ICE-Strecke von Dresden nach Leipzig. Es soll sich um Anhänger von Stahl Riesa gehandelt haben. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte. UWE EBENHÖH