thomas doll
: Er geht den Weg

Wenn Thomas Doll morgen in Stuttgart am Spielfeldrand rumturnt, werden die Kameras sein Gesicht in Großaufnahme einfangen. „Ist ja klar“, sagt Doll, 40, „dass jetzt die eine oder andere Kamera mehr auf mich gerichtet ist.“ Wie immer, wenn Trainer in der Fußball-Bundesliga Angriffsfläche bieten, will man doch sehen, ob und wie sie zucken. Das war schon beim und nach dem 0:1 des Hamburger SV in Wolfsburg so, als Doll mit dem Schlusspfiff verschwunden war. Die Frage war: Kommt er noch mal?

In Hamburg ist ja im Moment die ungewöhnliche Probleminterpretation mehrheitsfähig, die man nur von dem Übertrainer Beckenbauer kannte. Nämlich: die Mannschaft ist schuld am mauen Saisonstart (1 Sieg in 15 Pflichtspielen). Wenn sie sich nicht zusammenreißt, wird der Trainer seiner Wege gehen. Aber Thomas Doll gab sich kämpferisch. Er wisse, „was der eine oder andere hören will, was meine Person angeht“, sagte er.

No chance. Doll sagt, er habe bei seinem Team „Leidenschaft“ und „Herz“ gesehen und diagnostiziert einen „Riesenschritt nach vorn“, wenn man mal von fehlenden Punkten und Toren absehe. Aus Sicht von Doll kann man erstens nachvollziehen, dass er das Gute sucht, und zweitens bestätigen, dass es das teilweise zu beobachten gab. Der HSV spielte in Ansätzen den Kombinationsfußball der Vorsaison und hängte sich zweitens ansprechend rein. „Wir machen einfach kein Tor“, sagte der multilinguale Innenverteidiger Loris Mathijsen, „and that’s the name of the game.“ Andererseits muss man sagen, dass der VfL Wolfsburg sich bewusst hinten reinstellte, dass jeder weiß, dass VfL-Tore nur durch die Kombi Krzynowek/Hanke fallen, und es einen gewaltigen Unterschied zum letzten Gegner des HSV gibt, den VfL-Trainer Augenthaler benannte: „Wir sind nicht Porto. Porto ist eine Spitzenmannschaft.“

Soll heißen: Nichts Genaues weiß man nicht, nur, dass es ziemlich hart wird für den HSV. Thomas Doll sagt: „Wir werden diesen schweren Weg gemeinsam gehen.“ Dieser Weg führt nach Stuttgart. PETER UNFRIED