Noch ein Tunnel in der Ostsee?

FEHMARNSUND Ein Tunnel nach dem Modell des Fehmarnbelt könnte die denkmalgeschützte Brücke zwischen Fehmarn und dem schleswig-holsteinischen Festland ersetzen. Nur bezahlen will ihn niemand

Die alte Fehmarnsund-Brücke als „traumhafte Kulisse für Eheschließungen“

Ein dänischer Lokalpolitiker hat die Idee aufgewärmt, einen Tunnel unter dem Fehmarnsund zu bauen. So könne das befürchtete Nadelöhr an der Fehmarnsundbrücke entschärft werden, sagte Niels Ole Kainø (Liberale) bei einer Diskussionsveranstaltung in Eutin (Kreis Ostholstein). Völlig unklar ist allerdings, wie die Unterführung finanziert werden könnte.

Der Vorschlag gewinnt an Bedeutung, weil Dänemark sich jüngst für einen Absenktunnel im Fehmarnbelt ausgesprochen hat statt für eine Brücke. Wenn man schon hunderte von Betonelementen für den gut 18 Kilometer langen Tunnel zwischen den Inseln Fehmarn und Lolland herstelle, könne man doch gleich ein paar Elemente mehr als Ersatz für die etwa einen Kilometer lange Straßen- und Eisenbahnbrücke zwischen Fehmarn und dem schleswig-holsteinischen Festland bauen, so Kainø.

Auf der Insel befürchten viele ein Verkehrschaos nach der Fertigstellung des Fehmarnbelt-Tunnel. Denn auf der 1963 fertiggestellten denkmalgeschützten Brücke stehen, anders als auf der restlichen Strecke, nur zwei Fahrspuren für Autos und ein Gleis für die Eisenbahn zur Verfügung.

„Ich halte das für eine sehr charmante Idee“, sagte Fehmarns parteiloser Bürgermeister Otto Uwe Schmiedt am Montag. Eine Mautfinanzierung, wie sie Dänemark beim Fehmarnbelt-Tunnel plant, sei jedoch indiskutabel. „Dagegen würden wir uns vehement wehren, Fehmarn muss kostenfrei erreichbar sein“, sagte der Bürgermeister.

Völlig unklar ist deshalb, wie ein mindestens 300 Millionen Euro teurer Tunnel unter dem Fehmarnsund finanziert werden könnte. Das Bundesverkehrsministerium will frühestens 2025 Geld für einen neue Querung des Fehmarnsundes ausgeben, die Deutsche Bahn hält sich noch bedeckter. Zudem müsste der Bund die Brücke weiter instand halten für Radfahrer und Fußgänger. Bürgermeister Schmiedt hat noch eine Idee: „Das wäre doch eine traumhafte Kulisse für Eheschließungen.“ SVEN-MICHAEL VEIT