kurzkritik: 100 jahre automobilbau in bremen
: Mit Vollgas in die Sackgasse

Es ist kurz ausgefallen, und die Autoren haben’s offenbar nicht übers Herz gebracht, das selbst zu schreiben. Aber immerhin: Das Kapitel über Zwangsarbeit fehlt nicht. Und das ist zu loben, weil sich die Verfasser von „100 Jahre Automobilbau in Bremen“ sonst kaum um Distanz zu dem „aufrechten, genialen Techniker“ Carl F. W. Borgward bemühen. Bis auf Lobpreisungen des Firmengründers und seiner Konstruktionen sind Harro Neumann und Peter Kurze aber – der Drive des Titels lässt es ahnen – allen Wertungen abhold.

Das ist schade, weil der Gegenstand mit Mut zur These fesselnd, ja aktuell sein könnte: Die Geschichte des Autobaus in Bremen steht exemplarisch dafür, dass die tödlichste aller Industrien gerade durch Kriege ihre entscheidenden Wachstums-Impulse erhält. Auch ist die Borgward-Story ein Lehrstück darüber, wie Wirtschaftsmacht einen Regime-Zusammenbruch übersteht – weil alte Seilschaften legitime Forderungen nach angemessener Strafe ausbremsen. Und ihr Ende wirft – geht doch der Zusammenbruch der Borgward-Werke auf die Narrenkappe des Senats – ein Schlaglicht auf die große und ungebrochene Tradition Bremer Wirtschaftspolitik. Ihr Buch sei verfasst, „um die Erinnerung“, so die Autoren, „wach zu halten“. Leser aber macht es – schläfrig. Benno Schirrmeister

Neumann, Kurze: 100 Jahre Automobilbau in Bremen, 92 Seiten, 19,90 Eu