prince charles rettet die welt von RALF SOTSCHECK
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Diese Untertanen gönnen einem aber auch gar nichts. Nachdem die Ärzte dem britischen Thronfolger Prinz Charles das Polospielen wegen seines krummen Rückens verboten hatten, wollte er sich der Treibjagd auf Füchse widmen. Das hat die Regierung verboten, weil die Füchse von den Hunden so unappetitlich zugerichtet werden. So blieb dem 58-jährigen Prinzen nur noch das Skifahren. Jetzt haben sie ihm auch das vermiest.

Vorige Woche musste er seinen Winterurlaub in Klosters aus Umweltschutzgründen absagen. Dabei fährt er schon seit 30 Jahren in das Schweizer Nobelbergdorf. Zu seinem Verdruss sind die britischen Hofberichterstatter stets dabei. „Grässliche Leute. Ich kann sie nicht ausstehen“, raunte Charles vorvergangenes Jahr seinen Söhnen zu. Leider war ein Mikrofon in der Nähe.

Dieses Jahr fällt Klosters aus, weil der ewige Thronfolger seine Ökobilanz aufhübschen möchte. Umweltschützer hatten öffentlich vermutet, er habe nicht mehr alle Tassen im Schrank, weil er zur Entgegennahme eines Umweltpreises mit einer Entourage von 20 Dienern nach New York geflogen ist. Dafür hatte der Prince of Wales die gesamte erste Klasse eines Jumbojets gebucht. Das ist ungefähr so, als ob der „Vegetarier des Jahres“ seine Ernennung mit einem zünftigen Spanferkelessen feiert. Die Trophäe sei wahrscheinlich besonders schwer, höhnte der britische Umweltminister David Milliband, der einst bei seinem Amtsantritt einen Treueeid auf die Krone abgelegt hatte.

Charles, der sich freiwillig verpflichtet hat, etwas zur Verringerung des Treibhausgasausstoßes beizutragen, hofft offenbar, dass die Klosters-Absage den Trip nach New York aufwiegt. Dabei ist die Ökobilanz des Obergrünen, wie er sich selbst gern sieht, ohnehin hoffnungslos versaut. Vor ein paar Monaten flog er nach Italien, um den Italienern britische Regionalprodukte schmackhaft zu machen, denn regional erzeugte Produkte seien wegen der kurzen Wege umweltfreundlich. Offenbar war ihm entgangen, dass britische Produkte weder regional noch umweltfreundlich sind, wenn sie nach Italien exportiert werden.

Insgesamt ist Charles, der bei ökologischen Themen gern seinen mahnenden Zeigefinger erhebt, im vorigen Jahr 77.177 Kilometer geflogen. Wäre er in Linienmaschinen gereist, wären knapp achteinhalb Tonnen Kohlendioxid zusammengekommen. Aber ein Prinz reist nicht in Linienmaschinen.

Mit der Zeugung von zwei Söhnen hat Charles seiner Ökobilanz ebenfalls schweren Schaden zugefügt: Jedes britische Neugeborene belastet im Laufe seines Lebens sieben Mal mehr die Umwelt als jedes chinesische Kind und 20 Mal mehr als jedes indische Kind. Vielleicht könnte der Prinz ja seinen Erstgeborenen William opfern. Dann hätte er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es wäre erstens umweltfreundlich, und zweitens wäre er einen lästigen Konkurrenten um die Thronfolge los. Viele Untertanen wünschen sich nämlich, dass die Königswürde direkt von der Oma auf den Enkel übergeht. Außerdem haben die Windsors in dieser Hinsicht noch viel gutzumachen. Charles’ Vorfahr George III. hatte 15 Kinder, und die Queen hat immerhin vier – das ist der Gegenwert von 80 indischen Kindern.