Club der Klimasünder
: Kommentar von Nick Reimer

Hiermit wird die Gründung des „Clubs der Klimasünder“ bekanntgegeben. Um den Vorsitz hat sich Bundeswirtschaftsminister Michael Glos beworben. Denn er lässt von seinem Ministerium mitteilen: Klimawandel? Alles Quatsch! Schon vor Wochen zeigte Glos, wie ernst er das nimmt. Als die EU im Streit über die CO2-Zertifikate der deutschen Industrie zugestand, ab 2008 die Atmosphäre mit 453 Millionen Tonnen Klimadreck zu verpesten, war er unzufrieden. Daher will er auf dem Klageweg mindestens 467 Millionen erreichen – obwohl die Industrie erklärt hat, sie produziere „nur“ 451 Millionen Tonnen jährlich.

Um Aufnahme in den Club haben sich an diesem Wochenende auch wieder Deutschlands Autobosse beworben. Skandal!, schrien die Chefs von VW, Mercedes, Porsche und Co., als die EU-Kommission verkündete, dass ab 2012 nur noch Autos zugelassen werden sollen, die weniger als 120 Gramm Klimakiller pro gefahrenen Kilometer produzieren. Das nämlich koste zehntausende Arbeitsplätze in Deutschland.

Doch: Diese zehntausenden Jobs sind Peanuts im Vergleich zu den hunderttausenden von Arbeitsplätzen, die der Klimawandel noch kosten wird. Erst vor kurzem hat der Ex-Weltbank-Chef Nicholas Stern in seiner Studie zur Ökonomie des Klimawandels festgestellt: Wer heute nicht umsteuert, riskiert gesellschaftliche und wirtschaftliche Verwerfungen, die denen des Zweiten Weltkrieges gleichkommen. Ein VW Touareg zerstört mit 300 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer also nicht nur das Klima, sondern gefährdet auch das Allgemeinwohl.

Ob sich auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel erfolgreich um die Mitgliedschaft im Club der Klimasünder bewerben kann, wird sich heute entscheiden: Der Umweltminister hat beim Hickhack um den Zertifikatehandel eine schlechte Figur gemacht und so Angela Merkel den Streit mit der EU beschert. Die Kanzlerin hat nun Glos und Gabriel zum Krisentreffen geladen. Sollte sich Gabriel gegen Glos durchsetzen, bliebe ihm der Club verschlossen. Aber das glaubt niemand, wäre es doch das erste Mal, dass der Umweltminister eine klare, ambitionierte Klimapolitik betriebe.