Gurkengummi

SCHUTZ Eine Kampagnenmacherin kommentiert den Wandel der HIV-Prävention in den letzten 20 Jahren

■ 65, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, ist verantwortlich für die Kampagne „Mach’s mit – Gib Aids keine Chance“.

„Als wir als Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Plakatkampagne ‚Mach’s mit‘ 1993 gestartet haben, waren Kondome ein Tabuthema. Es war peinlich, sie zu kaufen, mit dem Partner über sie zu reden oder sie zu benutzen. Deswegen steht bei den Plakaten das Kondom im Mittelpunkt – wir wollten ihm durch Humor die Peinlichkeit nehmen. So haben wir das Kondom gesellschaftsfähig gemacht. Das hat lange getragen, bis 2005.“

„Als die plakative Darstellung des Kondoms ausgereizt war, ist 2006 die Gemüsekampagne entstanden. Am Beispiel von Obst und Gemüse wurde gezeigt, wie man das Kondom anwendet. Zuerst musste man es ja kennen und wissen, dass es schützt. Aber nun waren wir an dem Punkt, wo es darum ging, wie man es richtig benutzt. Deswegen haben wir es ausgerollt. Die Kampagne lief bis 2008.“

„In der Liebesorte-Kampagne, die 2009 bis 2011 lief, ist das Kondom eher klein dargestellt. Viele Menschen hatten ein Schutzverhalten entwickelt, das Kondom war als Hygieneartikel etabliert. Es war nicht mehr nötig, es zu enttabuisieren. Ein Hotelzimmer für Geschäftsreisende, ein Jugendzimmer, ein bordellhaftes Plüsch-Zimmer –die Plakate sagen: Es ist okay, Sex so oder so zu haben. Aber um es zu genießen, bitte mit Kondom.“

„Die Bevölkerung weiß heute, dass Kondome vor HIV schützen. Wir haben sehr hohe Zahlen zur Kondomnutzung vor allem bei spontanen Sexualkontakten. Andere sexuell übertragbare Infektionen sind weniger bekannt. Deshalb zeigen wir in der Kampagne, die 2012 begann, keine Kondome mehr, sondern stellen Wissen in den Mittelpunkt. Das heißt nicht, dass Wissen wichtiger ist als Kondome. Aber dass mehr Wissen nötig ist.“