Langsames Töten

„Bei Minusgraden krank auf der Straße“, taz nord vom 27. 1. 2007

Wohncontainer für Obdachlose – das ist doch wohl das Mindeste, was wir für diese Menschen tun müssen, die, aus welchen Gründen auch immer, mit unserer Art Gesellschaft nicht zurechtkommen. Es ist und bleibt blamabel, ja eine Schande, dass wir mittlerweile akzeptieren und uns daran gewöhnt haben, dass so viele und immer mehr Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts, jeder Herkunft kein Dach über dem Kopf haben, kein Zuhause, keine Versorgung, keine Sicherheit. Das ist das Allerschlimmste, was Mensch einem Menschen antun kann, das ist Folter, das ist langsames Töten. Es steht soviel Wohnraum leer – überall. Das ist nicht zu begreifen.

Wir, vor allem die politisch Verantwortlichen in Kommune, Land, Bund, EU, sind diejenigen, die anzuklagen und zu bestrafen sind, weil wir/sie das alles zulassen. Nicht etwa die Menschen, die als Opfer auf der Straße landen und leicht im Drogen-/Alkohol-/Einsamkeitsrausch zu „Tätern“ werden. Wer sanktioniert diese Verantwortlichen? Wer erstreitet für die „homeless people“ ein – einklagbares – Recht auf Wohnen als Menschenrecht vor dem Internationalen Gerichtshof? Die Armutsspirale dreht sich weiter bergab bei uns und in allen Ländern der Welt. Wie lange wollen wir denn noch zusehen?CELIA SCHMIDT, Dänischenhagen