Der Durchstarter

Michael Trebbows Hände sind groß und schwielig. Sie sehen aus, als hätte er sein Leben lang auf einer Werft oder einem Fischerboot gearbeitet. Dieses Leben müsste, seinen Händen zufolge, schon mindestens 40 Jahre andauern. Aber Trebbow ist 19 Jahre alt und hat noch nie auf einem Fischerboot oder einer Werft gearbeitet. Er ist Ruderer.

Mit 18 Jahren ist Trebbow gemeinsam mit Malte Großmann das erste Mal Weltmeister in der Klasse „Zweier ohne Steuermann“ geworden. Das war im Sommer 2013. Im selben Jahr belegte er den ersten Platz bei der Deutschen Jugendmeisterschaft und ein Jahr zuvor gewann er beim Baltic Cup. Am kommenden Donnerstag startet er bei der U23 Weltmeisterschaft im italienischen Varese im deutschen Achter.

Mit dem Rudern hat der Hamburger in der fünften Klasse in der Ruder-AG seiner Schule begonnen. Seit 2010 betreibt er das Rudern als Leistungssport, derzeit ist er beim Ruderverein Wandsbek. Das bisher größte Ereignis in seinem Leben, so sagt er, sei der Gewinn der Weltmeisterschaft der U19 gewesen. Danach erreichten ihn via Facebook Anfragen der Yale University und der University of Washington. Ob er nicht in den USA studieren wolle, war die Frage. Aber Trebbow will erstmal in Hamburg sein Abitur machen.

Für eine Karriere als Ruderer gibt es in Deutschland eine große Hürde: Die Vereine zahlen ihren Ruderern nichts und auch die Sponsoren stehen nicht Schlange. Eine Möglichkeit wäre, Sportsoldat bei der Bundeswehr zu werden. Die Sportsoldaten müssen nicht immer bei der Truppe sein, bekommen aber ein volles Gehalt.

Trotzdem wird Trebbow eine Ausbildung brauchen, denn mit 30 Jahren ist in der Regel Schluss für Ruderer auf Hochleistungsebene. Trebbow plant ein Studium. „Was ich studieren will, weiß ich noch nicht, soll aber in Richtung Wirtschaft gehen“, sagt er.

Trebbows Vorbilder sind die Neuseeländer Eric Murray und Hamish Bond, die bei den Olympischen Spielen 2012 gewannen. Außerdem sind die beiden vierfache Weltmeister. Schon lange dominieren sie die Disziplin „Zweier ohne Steuermann“. Trebbow fährt in der gleichen Bootsklasse. Irgendwann möchte er ihren Platz einnehmen.

Neben dem Rudern fährt Trebbow Rennrad und Ski. Die Schwielen an den Händen kriegt er damit nicht los, aber immerhin kommen bei seinen Hobby-Sportarten Handschuhe zum Einsatz. Wäre es nicht angenehmer, mit Handschuhen zu rudern? „Nein, dann hat man nicht so das Gefühl für die Ruder“, sagt er. „Dann können die wegrutschen oder ich kann nicht so gut anschlagen.“  FRIDA KAMMERER