Kinderlärm
: Manch Laut ist ein Signal

Es ist ein schönes Zeichen, wenn alle drei Bürgerschaftsparteien sich einig sind: Hamburgs Kitas müssen in den Wohngebieten integriert bleiben. Der Senat muss zügig eine Rechtsverordnung erlassen, die Kinderlärm als zumutbar definiert. Andernfalls könnten immer mehr Nachbarn vor den Kadi ziehen und basierend auf dem Urteil im Fall Kita Marienkäfer die Verlagerung in Gewerbegebiete einklagen.

Kommentarvon Kaija Kutter

Ungeachtet dessen muss sich nicht jeder als Kinderfeind fühlen, der sich insgeheim doch mal vom Schreien oder Weinen der Kleinen gestört fühlt. Oft sind die Laute, die auf den Nerv gehen, Signale dafür, dass etwas nicht stimmt. Wenn zum Beispiel ein Kind im Nachbargarten oder Nachbarzugabteil weint, und die Eltern nicht darauf eingehen, weil sie überfordert sind oder meinen, sie müssten mal Konsequenz zeigen, ist das objektiv eine Belastung für den scheinbar unbeteiligten Zuhörer. Lebten wir auf dem Dorf, dem berühmten afrikanischen, in dem jeder das Kind mit erzieht, oder einer überschaubareren Gemeinschaft, läge ein Einmischen, „hey Kleines, was hast du denn?“, vielleicht nahe. In der sehr viel anonymeren Großstadt wäre so ein Vorgehen ungewöhnlich.

Je besser die Lebensbedingungen der Kinder in der Stadt sind – dazu gehört ein dichtes Netz von Kitas in Wohnnähe, wo sie Freunde zum Spielen finden –, desto zufriedener sind die Kleinen. So gesehen schützt die geplante Verordnung auch vor Kinderlärm. Dem nervigen jedenfalls.