Chromosomenschäden
: Krebsrisiko in der Raumfahrtstation

Der Mensch ist nicht für das Weltall geschaffen. Diese Schlussfolgerung muss aus den ersten, vorläufigen Forschungsergebnissen eines Genetikers an der Universität Essen-Duisburg gezogen werden. Der Genetiker Christian Johannes hatte Blutproben von rund 12 Astronauten vor und nach einem sechswöchigen Aufenthalt auf der Internationalen Raumfahrtstation ISS untersucht. Das vorläufige Ergebnis: „Im Schnitt steigt die Anzahl von Zellen mit veränderten Chromosomen von einem Prozent auf anderthalb Prozent – dies entspricht einem Anstieg um 40 Prozent“, so Johannes. Die Astronauten haben damit ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Zwar gibt es unter den untersuchten Astronauten auch einige, bei denen keine Häufung von Chromosmenveränderungen festgestellt wurden. Aber das heißt nicht, dass sie auch immun gegen Strahlen sind. Es könne laut Johannes auch daran liegen, dass die Anzahl der jeweils untersuchten Blutzellen zu gering war. Auch stellte der Genetiker fest, dass nach einer gewissen Zeit die Chromosomenschäden wieder verschwanden. Das ist vermutlich auf das körpereigene Repairsystem zurückzuführen, das einen Teil der Mutationen wieder rückgängig machen kann. Andererseits sind zum Beispiel Menschen mit defektem Repairsystem besonders anfällig für Hautkrebs. Welche Wirkung aber die im Weltall vorhandene energiereiche Strahlung aus Elektronen, Protonen und anderen Teilchen erst hat, wenn ein Astronaut über mehrere Jahre im Weltall ist, das kann derzeit nur vermutet werden. WOLFGANG LÖHR