Vom Wickelvolontariat zur echten Väterzeit

FAMILIE Männer, die mit ihren Kindern allein zu Hause bleiben, machen auch mehr im Haushalt

BERLIN taz/epd | Immer mehr Männer nehmen sich mehr Zeit für ihre Kinder, insbesondere nach deren Geburt. Im Jahr 2012 nahmen 29 Prozent der Väter Elternzeit, 2007 waren es nur 16 Prozent. Das hat das Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin (WZB) herausgefunden.

Vor allem Akademiker machten von den Vätermonaten Gebrauch, sagt Mareike Bünning, die die Entwicklung untersucht hat, gegenüber der taz. Allerdings blieben 75 Prozent der Männer nur bis zu zwei Monate mit dem Kind zu Hause, etwa ein Viertel der Väter entschied sich für eine längere Zeit.

Die Vätermonate wurden anfänglich als „Wickelvolontariat“ verunglimpft. Unter anderem, weil sich die Männer zunächst nur wenige Wochen und höchstens zwei Monate intensiv um ihre kleinen Kinder kümmerten. Das scheint sich allmählich zu ändern.

Väter in Elternzeit haben laut der Untersuchung ein engeres Verhältnis zu ihren Kindern als Väter, die darauf verzichten. Bünning sagt: „Bereits in zwei Monaten Elternzeit können Väter eine enge Bindung zu ihrem Kind aufbauen, die sie dann längerfristig beibehalten wollen.“

So reduzierten Elternzeit-Väter dauerhaft ihre Arbeitszeit, wenn sie in ihren Job zurückkehren, durchschnittlich um 4,5 Stunden pro Woche. Sie beteiligten sich generell auch stärker an der Kinderbetreuung.

Auf die männliche „Hilfe“ im Haushalt scheinen sich Vätermonate nur marginal auszuwirken. Hier engagieren sich Männer nach der Elternzeit seltener. Nur Väter, die zu Hause blieben, während ihre Partnerin arbeiten ging, übernahmen später mehr Hausarbeit, heißt es in der WZB-Studie. SIS