„Prokon ist sanierungsfähig“

VERBRAUCHERSCHUTZ Acht Prozent Zinsen und geringes Risiko vertragen sich nicht, sagt Renate Daum von „Finanztest“. Wer eine sichere Anlage sucht, sollte bei solchen Versprechen hellhörig werden. Der Windkraftriese könnte trotzdem eine Zukunft haben

■ ist Redakteurin bei der Zeitschrift Finanztest und Expertin für Geldanlagen.

taz: Frau Daum, hätte Prokon die Insolvenz vermeiden können, wenn das Unternehmen nicht übertriebene Zinsen gezahlt und so viel Geld in Werbung gesteckt hätte?

Renate Daum: Das ist schwer zu sagen, denn das war ja nicht allein. Es gab auch Fehlinvestitionen, vor allem im Sektor Pflanzenöl, Biodiesel, Holz oder bei der Entwicklung einer eigenen Windkraftanlage.

Aber das Geschäftsmodell, Windparks zu projektieren und zu betreiben, was ja der Kern des Unternehmens ist, ist durchaus solide.

Das Geschäftsmodell mit Windparks funktioniert natürlich grundsätzlich, auch wenn ich nicht sagen kann, ob nun jede einzelne Standortentscheidung von Prokon gut war.

Das Unternehmen hat zeitweise 8 Prozent Zinsen bezahlt. Kann es mit rechten Dingen zu gehen, wenn eine Firma solche Summen ausschüttet?

Das Entscheidende ist immer die Relation von Zinsen und Risiko. Prokon hatte von einer sicheren Anlage gesprochen und zugleich hohe Zinsen versprochen und zeitweise auch bezahlt – diese Kombination kann nicht funktionieren. Wenn eine Investition eine hohe Rendite verspricht, dann steht dieser auch ein hohes Risiko gegenüber. Wenn der Anleger sich des Risikos bewusst ist, ist dagegen auch nichts zu sagen. Wer jedoch eine sichere Anlage sucht, sollte bei üppigen Zinsversprechen hellhörig werden.

Prokon hat Genussrechte ausgegeben – sollten risikoscheue Investoren von dieser Anlageform generell die Finger lassen?

Genussrechte sind in jedem Fall eine riskante Form der Geldanlage, auch weil sie dem Investor keinerlei Mitspracherechte gewähren. Wer unternehmerische Formen der Anlage wählt – etwa in einem Fonds, der als GmbH & Co. KG gestaltet ist – trägt zwar auch die vollen unternehmerischen Risiken, aber er kann in der Gesellschafterversammlung mitentscheiden. Wer Genussrechte erwirbt, muss schon ein ausgesprochen großes Vertrauen in das Management haben.

Und dieses hat Prokon-Chef Carsten Rodbertus enttäuscht.

Für Prokon ist es daher gut, dass nun andere die Firma in die Hand nehmen. Der Plan des Insolvenzverwalters, Genussrechte umzuwandeln in Eigenkapital und damit den Anlegern Mitspracherechte im Unternehmen zu gewähren, ist richtig. Dass man mit dem Betreiben von Windparks Geld verdienen kann, beweisen schließlich andere Unternehmen, und deswegen bin ich überzeugt, dass Prokon sanierungsfähig ist. INTERVIEW: BERNWARD JANZING