Raus gegen Ahaus!

Kein Lager in Ahaus, keine Aufbereitung in Gronau: Im Münsterland gehen heute Anti-Atom-Initiativen auf die Straße. Die Erweiterung der beiden Atomstandorte soll gestoppt werden

VON MORITZ SCHRÖDER

Wenn Atommüll durchs Land fährt, weiß die Bevölkerung meistens nichts. Verschiedene Anti-Atomkraftinitiativen demonstrieren daher heute in Münster gegen Erweiterungspläne des Brennelemente-Zwischenlagers (BZA) in Ahaus und der Urananreicherungsanlage (UAA) Gronau, die NRW in Zukunft mehr Strahlungstransporte bescheren könnten.

Vor dem Auftakt der zentralen Demo um 13 Uhr vom münsterschen Prinzipalmarkt finden Kundgebungen in Altenberge, Dortmund, Lüdinghausen, Lünen und am Hauptbahnhof Münster statt. „So wollen wir zeigen, wie viele Orte in NRW inzwischen von der Atomwirtschaft betroffen sind“, sagt Matthias Eickhoff von der Gruppe für den sofortigen Atomausstieg (SOFA). In Altenberge im Kreis Steinfurt werden etwa die Urantransporte aus der Gronauer Anlage nach Russland thematisiert, die den Ort passieren. Der Auftakt in Dortmund findet vor der Firma Uhde statt, die Anlagenteile für einen Hochtemperaturreaktor in Südafrika hergestellt hat.

In Zukunft könnte noch mehr Strahlungsmüll durchs Land fahren, befürchten die InitiatorInnen der Demonstration. Die Anreicherungsanlage in Gronau erweitert zurzeit ihren Betrieb, um in Zukunft statt 1.800 bald 4.500 Tonnen Uran verarbeiten zu können. Das Zwischenlager Ahaus hat bereits Genehmigungen für die Einlagerung von neuen mittelradioaktiven Abfällen aus der französischen Wiederaufbereitung und Anlagenteilen aus stillgelegten Atomkraftwerken gestellt. Die Ahauser Halle ist bisher nur zu zehn Prozent gefüllt.

Gestern wurde bekannt, dass einer der beiden Anträge aus Ahaus, der an die Bezirksregierung Münster ging, noch viele technische Lücken enthält. „Der Antrag ist rudimentär. Sowohl über die Art der Behälter, der zu lagernden Gegenstände und die Frage, wo und wie gelagert wird, muss noch mehr informiert werden“, sagt Sigrun Rittich von der Bezirksregierung. Über mangelnde Informationen für die Öffentlichkeit haben sich die Protestgruppen in Ahaus und Umgebung in der Vergangenheit immer wieder beschwert. „Die Bürger werden mal wieder im Unklaren gelassen“, sagt Eickhoff. Für die Menschen, die von den Transporten betroffen seien, sei nicht nachvollziehbar, was wirklich beantragt werde.

„Die Laufzeit des Zwischenlagers wird mit jeder neuen Genehmigung weiter verlängert“, kritisiert außerdem Felix Ruwe von der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“. Rüdiger Sagel, Atomexperte der Grünen im Landtag, befürchtet sogar, dass Ahaus zum Atom-Endlager werden könnte, weil die bisher diskutierten Lager in Gorleben und Salzgitter noch umstritten sind: „Es gibt berechtigte Befürchtungen, dass Ahaus dauerhaft zum Endlager wird“, sagt Sagel.

„Das sind sprachliche Verirrungen“, wehrt Michael Ziegler, Sprecher des BZA, die Kritik ab. Der gewünschte Strahlungsmüll werde maximal zehn Jahre lang in Ahaus stehen. „Im Jahr 2036 ist die Lagerung hier am Ende.“ Mit Blick auf die heutige Demo warnt Ziegler eher vor der „Erzeugung von Angstmechanismen“.